Alumnus

Clemens Bruzek

Clemens Bruzek

Wo arbeiten Sie heute und wie lautet Ihre dortige Positionsbezeichnung?

Ich arbeite bei der S-Bahn Hamburg und bin dort Abteilungsleiter für Digitalisierung und Innovationen.

Welche Aufgaben haben Sie dort?

Mein Team und ich sind dafür verantwortlich die stetige digitale Transformation in unserem Bereich voranzutreiben. Kurz gesagt, wir versuchen das Leben von bis zu 750.000 Fahrgästen am Tag ein Stückchen besser zu machen. Dies gelingt uns durch Modernisierung & Digitalisierung unterschiedlicher Bereiche. Die Themen sind dabei sehr unterschiedlich: neue Tarif- und Geschäftsmodelle entwickeln, Prozesse für den Vertrieb und Verkauf digitalisieren, Digitalisierung der Fahrgastinformation, Entwicklung einer neuen Zug-Baureihe, uvm.

Warum arbeiten Sie an dieser Stelle und was begeistert Sie?

Kein Tag gleicht dem anderen. Ich liebe die Herausforderung, denn der Aufgabenbereich ist vielfältig und abwechslungsreich.

Zudem ist das Mobilitätsumfeld eines, das mich persönlich antreibt: Um die Verkehrs- und Mobilitätswende voranzutreiben, möchten wir mehr Angebote im ÖPNV schaffen und diese stetig verbessern. Weniger Autos in der Innenstadt führt zu mehr Raum, den wir nachhaltig umgestalten können.

Hatten Sie sich diese Art von Arbeit vor dem Studium vorgestellt?

Ich habe bereits während des Studiums als Werkstudent bei der S-Bahn begonnen und dort auch meine Masterarbeit über das Thema „Chatbot im ÖPNV“ geschrieben. Ich habe die Entwicklung bei der DB und insbesondere bei der S-Bahn also direkt mitverfolgen können. Ich wollte Teil dieser Transformation sein und habe mich daher frühzeitig dafür entschieden, danach auch in eine Festanstellung bei der Bahn zu gehen.

Inwiefern haben die Hochschule, die Kooperationspartner der Hochschule bzw. das Personal der Hochschule Sie gut auf diese heutige Arbeit vorbereitet?

Die Zeit im Master war sehr praxisorientiert. Insofern war die Umstellung von der Uni ins „echte Leben“ nicht so schwer. Insbesondere die gemeinsamen Projekte mit Agenturen und Unternehmen waren da von großem Vorteil. Auch, dass die meisten Dozenten aus der Praxis kommen, bzw. einen praktischen Hintergrund hatten und jederzeit die Verbindung zwischen Theorie und Praxis hergestellt haben, war klasse.

Wie war Ihr Kontakt zu Kommilitonen und was erhoffen Sie sich von diesen Kontakten in der Zukunft?

In der kleinen Gruppe konnten wir uns alle gut kennenlernen. Bis heute habe ich engen Kontakt zu 2-3 Ex-Kommilitonen und habe neue Freunde gefunden. Einen davon konnte ich auch zur DB holen und wir haben eine Zeit gemeinsam gearbeitet. Es zahlt sich also immer aus, gute Kontakte zu haben und zu pflegen.

Wenn Sie an Ihr Studium zurückdenken, woran denken Sie besonders gerne?

Insbesondere die gemeinsamen Projekte in den Kleingruppen und die Arbeit daran fand ich spannend und alle haben viel voneinander lernen können.

Woran denken Sie bei „Veränderung und Wandel“ ganz allgemein?

Die Gedanken darüber würden wohl den Rahmen dieses Beitrags hier mit Sicherheit sprengen. Ich halte es mit Charles Darwin: „Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel“. Die Herausforderungen, vor denen wir in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Sicht stehen, könnten aktuell  wohl nicht größer sein. Daher sollte jeder selbst schauen, wie er seinen Teil dazu beitragen kann, die Welt jeden Tag ein Stückchen besser zu machen.

Wie wichtig schätzen Sie „Offenheit für Veränderung“ ein, um in der modernen, digital getriebenen Arbeitswelt heute und morgen zu bestehen?

Die Anforderungen an uns verändern sich immer schneller und werden immer komplexer. „Offenheit für Veränderung“ ist daher nahezu obligatorisch. Für mich ist das aber nicht alles: Spätestens seit der Corona-Pandemie und der Arbeit über MS-Teams, müssen wir 100 Sachen parallel machen: am besten Mails beantworten, Teams-Call, Teams-Chat und Telefonieren gleichzeitig. Da ist es wichtig, sich einen Ausgleich zu suchen: Ich habe in der Home-Office-Zeit begonnen, vor und nach dem Arbeiten kurze Spaziergänge zu machen. Das hilft dabei einen Anfang und ein Ende im Arbeitstag zu finden. Ich nenne das „Scheinpendeln“. Es geht also auch um mentale Gesundheit um in der „neuen Welt“ bestehen zu können.

Haben Sie ein Ziel, wo Sie in 10 Jahren stehen möchten?

Privat auf jeden Fall. Beruflich eigentlich nicht so sehr. Ich bin mit dem Erreichten schon sehr zufrieden. Alles weitere wird sich ergeben. Es ändert sich eh jeden Tag fast alles. Da fällt planen immer schwerer. Aktuell absolviere ich eine Ausbildung zum Systemischen Business Coach. Ich kann mir vorstellen vielleicht in Zukunft auch in diesem Bereich mehr zu arbeiten. Grundsätzlich möchte ich in irgendeiner Weise mit meiner Arbeit relevant sein.

Gibt es etwas, das Sie unseren Studienanfängern mit auf den Weg geben möchten?

Ja. Das mag jetzt etwas komisch wirken, aber: So ganz ohne Arbeiten geht es nicht. Wir erleben es im Recruiting-Prozess momentan sehr häufig: Absolvent:innen möchten am liebsten 100.000 Euro Einstiegsgehalt, eine Viertagewoche und auf den Malediven arbeiten. Das ist schwierig. Das ist sehr überspitzt formuliert. Aber ich bin der Überzeugung, dass man sich alles erarbeiten muss und, egal wie gut man auf der Uni auf das Berufsleben vorbereitet wird, die Realität sieht dann doch nochmal anders aus. Man kann alles erreichen, muss aber auch was dafür tun und zunächst einiges lernen und viel Erfahrung sammeln – vor allem auch über sich selbst. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist essenziell für eine erfolgreiche Karriere.