Wer heute im Trend sein möchte, schwimmt gegen den Trend: Anti-Fashion erfreut sich gerade wieder steigender Beliebtheit und ist Thema im Fashion Management. Weg vom Mainstream, weg vom Auffallen – die einen sehen in Anti-Fashion die Chance, die eigene Kreativität voll zu entfalten, die anderen bevorzugen den Trend zum völlig normalen, zeitlosen Alltags-Look.
Was genau man unter Anti-Fashion versteht und warum die Abkehr von Mode-Trends gerade jetzt aktueller denn je ist, erfährst du hier.
Unter Anti-Fashion versteht man die Abkehr vom Mainstream und aktuellen Mode-Trends. Die Mode Designer /innen verwirklichen sich in ihren Entwürfen oder entwerfen bewusst keine Kleidung, die nur eine Saison lang angesagt ist und anschließend ausgemistet wird. Vielmehr stehen das Tragegefühl und die Kreativität im Fokus. Die Menschen sollen sich in ihren Klamotten wohlfühlen, egal, wie sie aussehen und ob sie der aktuellen Mode entsprechen. Das können zum einen sehr ausgefallene Kreationen sein, oder aber der Klassiker Jeans und weißes T-Shirt, der einfach zeitlos bleibt.
Hintergedanken und Motivationen der Anti-Fashion sind unter anderem:
Anti-Fashion-Anhänger/innen nähen und stricken gerne eigene Klamotten und entsagen damit den Produkten der Fashion-Industrie. Die Ästhetik rückt in den Hintergrund, im Vordergrund steht der Ausdruck der eigenen Persönlichkeit.
Gegen den Strom der Modeindustrie zu schwimmen, ist keine neue Bewegung. Anti-Fashion gab es schon oft im Lauf der Geschichte. Hier einige Beispiele aus den vergangenen Jahrzehnten:
In den 1920er Jahren revolutionierte Coco Chanel die Modewelt, indem sie für Frauen bequeme, gerade geschnittene Kleider und noch bequemere Hosen entwarf.
In den 1950er Jahren, als der Rock ’n’ Roll den Freiheitsdrang der Jugendlichen weckte, trugen junge Frauen enge Jeans, weiße T-Shirts und geknotete Karohemden, statt sich den Mode-Trends der hübschen Kleider und damit dem Rollenbild zu unterwerfen.
In den 1970er Jahren brachte Vivienne Westwood den Punk auf den Laufsteg und sorgte mit Leder, Nieten und Sicherheitsnadeln für großes Aufsehen. Der Anti-Fashion-Trend zog sich bis in die 1980er Jahre und wurde von Jugendlichen als Rebellion gegen die Konventionen getragen.
In den 1990er Jahren kam mit der Grunge-Musik auch der Grunge-Look. Weite Hemden, zerrissene Jeans, grobe Stoffe und klobige Stiefel entsprachen so gar nicht dem ästhetischen Empfinden. Doch der bequeme, lässige Style gab vielen die Möglichkeit, sich selbst auszudrücken und gegen den Strom zu schwimmen.
Der Anti-Fashion-Trend, den wir gerade jetzt beobachten, ist vor allem die Gegenbewegung zum Hipster-Trend. Während sich Hipster betont durch ihren individuellen Style aus der Masse abheben wollen, setzen jetzt die „Normalos“ ein Gegenzeichen, den sogenannten Normcore-Trend.
Normcore ist ein Mix aus „normal“ und „hardcore“, denn Anhänger /innen tragen ganz bewusst einen völlig normalen Einheitslook mit Klamotten, die superbequem und funktional sind, aber nicht dem Mode-Trend entsprechen. Sie wollen nicht aus der Masse herausstechen, sondern unauffällig bleiben.
Es gibt eine Reihe an namhaften immer wieder im Mode Journalismus verwiesenen Designer /innen, die sich mit ihrer Mode gegen den Mainstream richten oder durch asymmetrische Designs gegen das ästhetische Empfinden arbeiten:
Gerade in Zeiten des Klimawandels stellt sich für die Frage: Wie nachhaltig ist die Fashion-Industrie, die nur darauf ausgelegt ist, jede Saison neue Kollektionen zu produzieren, die von Fashionistas auch entsprechend nach besagter Saison wieder entsorgt werden? Auch hier hält Anti-Fashion dagegen, denn Kleidung, die nicht den Mode-Trends entspricht, wird über viele Jahre hinweg getragen.
Im Jahr 2015 kritisierte die Trendforscherin Li Edelkoort die Fashion-Industrie in einem zehn Punkte umfassenden Manifesto. Darin warf sie der Branche unter anderem die Austauschbarkeit der Mode vor und dass sich das Modesystem bald selbst abschafft, wenn nicht grundlegende Veränderungen angestrebt werden. Durch den Druck der Modeindustrie stünden die Designer /innen unter Stress, deshalb mangle es an Originalität.
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