Alle wollen in der Stadt wohnen, niemand mehr auf dem Land – die Urbanisierung schreitet immer weiter voran und hat dadurch Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft.
Weniger Wohnungen stehen zur Verfügung – weit weniger als benötigt werden, was zu steigenden Mieten und Kaufpreisen der Immobilien führt. Auch die Zuwanderung steigt unaufhörlich an und stellt die Immobilienbranche vor Herausforderungen.
Laut Definition bezeichnet Urbanisierung die Ausweitung einer Stadt und den Ausbau der städtischen Lebensformen. Das Wort kommt aus dem Lateinischen: „urbs“ bedeutet „Stadt“. Urbanisierung wird deshalb oft mit dem Begriff der Verstädterung gleichgesetzt. Doch es gibt einen Unterschied: Während Verstädterung die reine Ausbreitung von Städten beschreibt, gehört zur Urbanisierung auch die Optimierung des Lebensraums.
Der Überbegriff der Urbanisierung lässt sich in drei Bereiche unterteilen:
Was treibt die Menschen vom Land in die Stadt? Die einfache Antwort: Die Hoffnung auf ein besseres Leben. Jüngere Menschen sehen auf dem Land begrenzte Möglichkeiten, sich beruflich weiterzuentwickeln. Also ziehen sie für das Studieren und Arbeiten in die Stadt und suchen sich dort einen Job, der sie glücklich macht – und natürlich eine Wohnung.
Der Zustrom der jungen Landbevölkerung ist seit Jahrzehnten ungebrochen, denn nur die wenigsten übernehmen beim Berufseinstieg den elterlichen Betrieb oder finden vor Ort einen Ausbildungsplatz mit Perspektiven. Hinzu kommt das kulturelle Angebot, das soziale Leben, die gute Infrastruktur und natürlich das gut ausgebaute Internet. Wurden im 19. Jahrhundert noch extra die Leute vom Land in die Stadt mit freien Arbeitsplätzen gelockt, nehmen junge Menschen heutzutage eine langwierige Wohnungs- und Jobsuche in Kauf, nur um dem Landleben zu entfliehen.
Da in den Innenstädten der Wohnraum irgendwann erschöpft ist, entstehen neue Wohngebiete am Stadtrand. Die freien Flächen bis zum nächsten Vorort werden immer weiter bebaut, bis Stadt und Vorort schließlich verschmelzen.
Reist man in die Vergangenheit zurück, sieht man deutlich, dass im Mittelalter Stadt und Land noch deutlich voneinander getrennt waren. Der Großteil der Bevölkerung lebte vor den Toren der Stadt, nur ein kleiner Teil gehörte damals zur Stadtbevölkerung. Mit der Industrialisierung nach 1800 änderte sich das jedoch schlagartig: In den Städten wurden für die Fabriken mehr Arbeitskräfte benötigt, also lockte man die Landbevölkerung mit Arbeitsplätzen und neugebauten Wohnungen an.
Rund 200 Jahre später ist das Bauland in vielen Städten erschöpft, der bestehende Wohnraum voll ausgelastet und auch die Arbeitsplätze sind in den Städten hart umkämpft. Trotzdem hält die Zuwanderung weiter an. Die Nachfrage nach Wohnungen ist größer als das Angebot, entsprechend explodieren die Mieten und Kaufpreise. In Großstädten eine bezahlbare Wohnung zu finden oder ein Haus für die Familie ist inzwischen fast ein Ding der Unmöglichkeit geworden. Es gibt kaum Leerstand, dafür horrende Preise, die sich immer weniger Menschen leisten können. Deshalb denken viele Familien inzwischen wieder über einen Umzug aufs Land nach – sofern dort die Infrastruktur ausgebaut ist.
Allein in Deutschland leben bereits über 77 Prozent der Menschen in Städten, Tendenz weiter steigend. Betrachtet man die derzeitige Situation in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München, stellt man sich unweigerlich die Frage: Wo sollen die denn alle wohnen? Eine Herausforderung für die Immobilienbranche, denn neuer Wohnraum muss her – und das möglichst schnell. Doch damit nicht genug: Auch Geschäfte, Freizeiteinrichtungen, medizinische Versorgung, Verkehrsanbindung, Kanalisation und Trinkwasserversorgung müssen in die Planung einbezogen werden, um die Grundbedürfnisse der Bevölkerung abzudecken.
In ländlichen Gebieten mit schlechter Infrastruktur stehen dafür immer mehr Häuser leer, denn niemand will sich hier niederlassen. Für Jüngere bietet der Ort keine Zukunftsperspektiven, Ältere sind hingegen mehr auf ärztliche Versorgung und öffentliche Verkehrsmittel angewiesen und bevorzugen bei einem Umzug ebenfalls die Nähe zur Stadt. Da auch das Internet meist nicht ausgebaut wird, sehen sich viele gezwungen, Richtung Stadt umzuziehen. Auch hier besteht die Möglichkeit zur funktionalen Urbanisierung, um ländliche Regionen komfortabler und attraktiver zu gestalten.
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