Wissenschaftliches Arbeiten

Formen und Methoden für den Umgang mit Themen und Wissensbereichen

Jedes Studium behandelt ein Wissensgebiet. Wissenschaftliches Arbeiten ist die methodische Basis dafür, sich an einer Uni oder in der Forschung mit diesem zu beschäftigen. Ziel ist es, einen nachprüfbaren Gewinn an Wissen zu erzielen und zu dokumentieren. Aus diesem Grund ist das Veröffentlichen ein wichtiges Element der Wissenschaft.

Jede Bachelor- und Masterarbeit und jede Dissertation wird im Normalfall von der Hochschule der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Das ist z. B. dann relevant, wenn du überprüfen willst, ob zu einem bestimmten Thema bereits Arbeiten geschrieben wurden.

Schon in der Schule erlernt man Grundlegendes zum wissenschaftlichen Arbeiten – z. B. dass man Zitate kennzeichnet und einen thematischen Aufsatz oder eine Erörterung systematisch aufbaut, um zu einem Ergebnis zu gelangen. An einer wissenschaftlichen Hochschule ist eine entsprechende Arbeitsweise noch wesentlich wichtiger, darum geht es auf dieser Seite.

Die Funktion einer wissenschaftlichen Arbeit

Hochschulen sind sowohl Bildungsträger, wie eine Schule, als auch wissenschaftliche Einrichtungen mit dem Ziel, zu Forschen und der Gesellschaft neue Erkenntnisse zu liefern. Deshalb spricht man von „Lehre und Forschung“ an den Hochschulen, das sind die beiden großen Aufgabenfelder jeder Uni oder FH.

Deine wissenschaftliche Arbeit an einer Hochschule soll den individuellen Stand Deines Fachwissens überprüfbar machen und dokumentieren. Sie hat aber auch einen Forschungsaspekt, denn sie beantwortet eine Frage, mit der du dich als Studierende /r wissenschaftlich auseinandergesetzt hast.

Das sind die Kennzeichen einer wissenschaftlichen Arbeit wie z. B. einer Hausarbeit:

Kritische Bearbeitung eines Themas, Textes oder Gegenstands anhand einer konkreten Fragestellung
Systematische und strukturierte Vorgehensweise bei der Bearbeitung
Auswertung verfügbarer Fachliteratur
Nachvollziehbare Darstellung der Arbeitsergebnisse
sachliche und präzise Sprache und Nutzung der Fachterminologie
korrekte äußere Form

Ein Thema für eine wissenschaftliche Arbeit finden

Welche Fragen stellen sich dir im Studium? Welche Aspekte des Studiums interessieren dich besonders und warum? Das können Ausgangspunkte für das Thema deiner Arbeit sein. Denke daran, dass du mit dem Inhalt deiner Studien- oder Abschlussarbeit einen Schwerpunkt legst und deine engagierte Beschäftigung mit dem Thema belegen kannst. Eignet sich das Thema auch für deinen Karriereeinstieg, ist es auch für Unternehmen interessant? Oder möchtest du später zu diesem Thema forschen?

Nicht jedem fällt es leicht, ein passendes Thema zu finden, was dazu auch inhaltlich einzigartig sein sollte. Im Onlinearchiv deiner Hochschule oder anderer Unis kannst du dir wissenschaftliche Arbeiten anderer Studierenden ansehen und so auf Ideen für deine Arbeit kommen. Oft hilft es auch, mit Freunden darüber zu sprechen. Manchmal kann jemand, der mit dem Studium nichts zu tun hat, einen für dich überraschenden neuen Aspekt beisteuern, der dich auf einen ganz anderen Gedanken bringt.

Wenn dir das Thema klar ist, geht es um die Formulierung der Fragestellung, die sogenannte Forschungsfrage. Diese sollte neutral, konkret und präzise formuliert sein. W-Fragen eignen sich in den meisten Fällen. Auch die Ich-Form ist zulässig. In manchen Fällen gibt es Haupt- und Unterfragen, die eine entsprechend differenzierte Beantwortung fordern. (z. B. die Frage nach Maßnahmen, deren Umsetzung und Kosten). Deine Aufgabe ist es, mit deiner Arbeit die Forschungsfrage zu beantworten.

Wenn du Thema und Fragestellung formuliert hast, ist der nächste Schritt, diese mit Tutor /in, Dozent /in oder Professor /in zu besprechen. Aus der Sicht der Lehre ist es wichtig, dass man an deiner Arbeit erkennen kann, dass du die erlernten wissenschaftlichen Methoden fachkundig anwendest und zu einem nachvollziehbar begründeten Ergebnis kommst. Das ist, was der /die Prüfer /in bewertet – die Originalität der Fragestellung ist nur eines unter mehreren Kriterien.

Die Literaturrecherche

Die Kenntnis der Standardliteratur zu deinem Forschungsthema ist die Basis deiner Arbeit. Daran ist i.d.R. der aktuelle Forschungsstand zum Thema zu erkennen. Du kannst in Bibliotheken recherchieren, in Online-Verzeichnissen oder im Internet nach Quellen suchen. Jede verwendete Quelle muss in deiner Arbeit richtig angegeben werden.

Es gibt unterschiedliche Textgattungen wie wissenschaftliche Handbücher, Lehrbücher, Monographien, wissenschaftliche Beiträge in Sammelwerken, Zeitschriften oder Nachschlagewerken, Essays, etc. Zur Qualität des Textes gehört, ob er wissenschaftlich richtig verfasst ist und z. B. Fuß- und Endnoten, Literaturverweise etc. enthält.

Neben dem Text an sich sind auch Informationen über den Autor, den Verlag und den Zeitpunkt der Veröffentlichung für seine Beurteilung wichtig.

Von Sekundärliteratur spricht man dann, wenn man Erkenntnisse aus zweiter Hand erhält, also z. B. ein Fachbuch über ein Thema zitiert, das sich wiederum auf eine eigene Recherche stützt. Sicherer ist es, die Quellen selbst zu überprüfen.

Alle diese Literaturtypen gibt es in gedruckter Form sowie zunehmend auch digital.

Die Gestaltung der wissenschaftlichen Arbeit

Die Studienordnungen der Hochschulen enthalten Kriterien zur formalen Gestaltung der Arbeiten, die unbedingt beachtet werden müssen.

Dazu gehören z. B.

  • Umfang (Anzahl an Seiten DIN A4 bzw. Anzahl an Wörtern)
  • Angaben auf dem Deckblatt
  • Angaben im Inhaltsverzeichnis
  • Vorgaben zu Schriftgröße, Hervorhebungen kursiv oder fett, Fußnoten etc.
  • Angaben in den Anhängen

Unterteile deine Arbeit in Informations- und Argumentationsschritte, die sinnvoll aufeinander aufbauen. Im Mittelpunkt der Arbeit steht das Thema, das im Titel klar genannt ist. Auf einer Beschreibung, Recherchen und Analysen baust du deine Argumentation auf.

Vermeide zu viele Gliederungsebenen. Gib jedem Absatz einen Titel, der den Inhalt prägnant zusammenfasst.

Beispiel für die Gliederung einer Hausarbeit
Neonsymbol Buchzeichen

  • Deckblatt
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung mit Forschungsfrage
  • Hauptteil
  • Schlussbetrachtung
  • Literaturverzeichnis
  • Abbildungsteil mit Abbildungsnachweisen

In der Einleitung stellst du dein Thema vor, nennst die Ausgangsfrage sowie ggfs. eine Ausgangshypothese, die du mit deiner Arbeit bestätigen oder widerlegen möchtest.
Beschreibe und begründe die beabsichtigte Vorgehensweise und nenne ggfs. den aktuellen Forschungsstand.

Im Hauptteil der Hausarbeit bearbeitest du mit einer sinnvollen methodischen Herangehensweise das Thema. Die Gliederung des Hauptteils mit Kapitel-, Absatz- und Zwischenüberschriften sollte der Methode folgen und diese erkennen lassen.

In der Schlussbetrachtung nimmst du die Forschungsfrage auf, fasst die Ergebnisse deiner Analysen zusammen und kommst zu einer abschließenden Bewertung und Antwort auf die Ausgangsfrage.

Das Literaturverzeichnis und der Abbildungsteil listen die gesamte verwendete Literatur, Bilder sowie weitere Quellen auf. Das soll dem /der Leser /in ermöglichen, die verwendeten Inhalte und Aussagen zu überprüfen und nachzuvollziehen. Die Sortierung erfolgt dabei stets alphabetisch nach Nachnamen.

Die Sprache der wissenschaftlichen Arbeit

Alle Texte sollten orthografisch und grammatikalisch fehlerfrei sein. Auch bei sorgfältigem Korrekturlesen ist es schwierig, einen zu 100% fehlerfreien Text zu schreiben, aber die folgenden Hinweise können dir helfen, die Fehlerquote zu minimieren:

  • Nimm dir Zeit zum Korrekturlesen und mach das besser erst am nächsten Tag, mit einer gewissen Distanz.
  • Bitte mindestens eine weitere Person, deinen Text zu korrigieren. Dazu bietet sich die Funktion „Änderungen nachverfolgen“ in MS Word an.

Gliedere deine Textabschnitte mit Absätzen, die dem Inhalt entsprechen.

Die Sprache sollte sachlich sowie gut verständlich sein und auf zu persönliche Inhalte, Emotionen, Humor und Anekdoten verzichten. Achte auf nicht zu einfaches, aber verständliches Vokabular, das die Fachbegriffe deines Forschungsgebiets beinhaltet.

Mit Brückenwörtern wie «jedoch», «anstatt», «sowohl /als auch», «trotz» etc. kannst du Argumentationsketten herstellen. Mache immer deutlich, ob es sich bei einer Aussage um eine Tatsache, ein Zitat, eine eigene Meinung oder eine Vermutung handelt.

Zitieren in einer wissenschaftlichen Arbeit

Du bist der /die Autor /in und Urheber /in der Arbeit, die du schreibst. Alle Erkenntnisse und Schlussfolgerungen sind daher dein geistiges Eigentum. Wenn du Gedanken anderer Personen übernimmst, i. d. R. aus der Literatur, musst du das in deiner Arbeit kennzeichnen und die Herkunft angeben. Das macht die Angaben überprüfbar. Wenn du das versäumst, machst du dich eines Plagiats schuldig, das zur Herabstufung einer Bewertung oder sogar der Aberkennung eines akademischen Abschlusses führen kann. Sei also in dieser Sache sehr genau.

Es gibt direkte und indirekte Zitate. Beim direkten Zitieren wird eine Aussage in Anführungszeichen wörtlich wiedergegeben. In wissenschaftlichen Arbeiten ist das aber eher die Ausnahme.

Der Regelfall ist das indirekte Zitieren, auch Paraphrase genannt. Dabei beschreibst du die Aussage oder Meinung einer anderen Person und erläuterst ihre Bedeutung für deine Argumentation. Oft wird dabei der Konjunktiv benutzt, um klar zu machen, dass es sich nicht um deine Meinung handelt. (Max Mustermann meint, die Aussage sei nur dann gültig, wenn …) Zitate aus zweiter Hand sollte man generell vermeiden, denn deren Überprüfung ist schwieriger und die Meinung des Erstautors beeinflusst die Aussage (siehe „Sekundärliteratur“, weiter oben auf dieser Seite)

Ob direkt oder indirekt: Jedes Zitat wird muss gekennzeichnet werden.

Setze am Ende des Zitats ein Fußnotenzeichen (meist eine hochgestellte Zahl) und nenne in der Fußzeile dieser Seite den Literaturnachweis. Im typischen Fall einer Monografie ist dieser so aufgebaut:

Nachname, Vorname: Titel der Monographie. Erscheinungsort, Jahr.

Hier ein Beispiel für den Verweis in der Fußnote:

5 Prokop, Dieter: Medienforschung Band 1, Frankfurt 1985, S. 189.

Wenn du dich in deinem Text mehrfach auf das gleiche Werk beziehst, kannst du in der Fußzeile eine  Kurzform benutzen und dann im Literaturverzeichnis am Schluss der Arbeit alle Angaben dazu machen.
Die Kurzform zum Beispiel sieht so aus:

2 Prokop, 1985, S. 76

Dieser Text ist hilfreich für dich, wenn du als Studierende /r beginnst, dich mit wissenschaftlicher Arbeit zu beschäftigen. Der Fokus liegt auf dem Verfassen von Arbeiten im Rahmen eines Studiums. Du wirst dieses umfangreiche Thema in den Seminaren zum wissenschaftlichen Arbeiten in deinem Studiengang jedoch weiter vertiefen.

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