01.02.2022

Berichterstattung über Migrant:innen: Macromedia-Professor präsentiert Langzeitstudie

Zeitungen und TV-Sender betonten 2021 häufiger die positiven Seiten von Zuwanderung als vor zwei Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt Prof. Dr. Thomas Hestermann von der Hochschule Macromedia in einer Expertise für den Mediendienst Integration. Wie in den Jahren 2017 und 2019 hat er für die Studie die acht reichweitenstärksten Fernsehsender sowie die auflagenstärksten überregionalen Tageszeitungen untersucht.

Hier geht es zur Studie.
Hier geht es zum Beitrag von Nicole Opitz in der taz vom 27.1.22.
Hier geht es zum Interview mit Prof. Hestermann im Deutschlandfunk (mediasres) ab Minute 16:07.

Im Fokus: Gesellschaftliche Chancen der Migration

Die Berichterstattung über Eingewanderte und Geflüchtete habe sich seit 2019 massiv verändert, so Prof. Dr. Thomas Hestermann, der am Hamburger Macromedia Campus Journalismus unterrichtet. Überregionale Presse und reichweitenstarke Fernsehsender betonten eher die gesellschaftlichen Chancen (37,7 Prozent) als die Risiken (29,1 Prozent) der Migration. Gleichzeitig sei die Tonalität vielfältiger, sachlicher und gelassener geworden.

Sonderrolle Sport und Kriminalfälle: Zwischen Stürmerstars und Gewalttätern

Dem Sport komme eine ganz besondere Rolle bei der chancenorientierten Berichterstattung zu, so der Macromedia-Journalismusforscher. Rund ein Drittel der Berichte im Kontext von Migration bezöge sich auf herausragende sportliche Leistungsträger ausländischer Herkunft, vor allem aus dem Profifußball.

Anders sähe es weiterhin in der Berichterstattung über Kriminalfälle aus. Ginge es im Zusammenhang mit Migration um Kriminalfälle in Deutschland (24,5 Prozent aller Beiträge), dann stünden Eingewanderte und Geflüchtete fünfmal so häufig als Tatverdächtige im Fokus als in ihrer Rolle als Opfer.

Sichtbar und hörbar: Geflüchtete kommen selbst zu Wort

Als positiv bewertet Thomas Hestermann die Tatsache, dass die Eingewanderten und Geflüchteten in 24,2 Prozent der untersuchten Beiträge selber zu Wort kämen, fast doppelt so häufig wie 2019 – da war das lediglich in 12,3 Prozent der Beiträge der Fall.

Zur Studie

Für die vorliegende Expertise wurden die Hauptnachrichten und Boulevardmagazine der acht reichweitenstärksten Fernsehsender sowie der überregionale Teil der Bundesausgaben der auflagenstarken überregionalen Tageszeitungen Bild, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Welt (seit 2019) und die taz, die tageszeitung über vier Kalenderwochen im Januar, Februar, März und April 2021 gesichtet.

Filterkriterium war die explizit ausländische Zuordnung (z.B. Türkin, südländisch, Kind arabischer Eltern) oder die Nennung eines nur für Nichtdeutsche möglichen Status (z.B. Bürgerkriegsflüchtling, Asylbewerberin) in den jeweiligen Beiträgen.

Diese Untersuchung basiert 2021 auf einer Stichprobe von 299 (2019: 312 / 2017: 283) Zeitungs- und 27 (101 / 81) Fernsehbeiträgen, insgesamt 326 (413 / 364) Beiträgen über in Deutschland lebende Eingewanderte und Geflüchtete.

Informationen zum Studiengang Journalismus B.A. gibt es hier. 

(IMH)