Gemeinsam mit der Managementberatung goetzpartners hat die Hochschule Macromedia im Jahr 2022 den Status der ESG-Berichterstattung in Deutschland untersucht und mit der ESG-Berichterstattung von ausgewählten US-amerikanischen Unternehmen verglichen. Die aktuelle Studie offenbart wesentliche Unterschiede bei Inhalt und Form und damit einen erheblichen Standardisierungsbedarf.
„Wir haben bei den Unternehmen der von uns betrachteten Fokusgruppen sehr starke Unterschiede bei der eigentlichen Darstellung, aber auch bei den Inhalten und Schwerpunkten festgestellt. Gerade diese Defizite sollen nach dem Willen der EU durch die Richtlinie über die Nachhaltigkeits-Berichterstattung von Unternehmen (CSRD) beseitigt werden, die am 5.1.2023 in Kraft getreten ist. Daher werden wir als Hochschule gemeinsam mit goetzpartners die Entwicklungen weiter beobachten und auswerten“, so Prof. Dr. Dr. Castulus Kolo, Präsident der Hochschule Macromedia, der die Studie zusammen mit Prof. Dr. Florian Haumer und Oliver T. Hellriegel im Rahmen eines Masterprojektes mit Studierenden durchgeführt hat.
„Ab 2024 bzw. 2025 greifen die spezifischen Berichtspflichten nach dem CSRD für, vereinfacht gesagt, große Unternehmen gemäß Definition im HGB sowie kapitalmarktorientierte Unternehmen mit gewissen Ausnahmen. Neben den reinen Berichtspflichten erfordern die faktischen und ökonomischen Auswirkungen einen entsprechenden Transformationsprozess mit einer intelligenten Verknüpfung von Theorie und Praxis“, ergänzt Prof. Dr. Jochen Vogel, Co-Head Transformation bei goetzpartners.
Armin Raffalski, ESG verantwortlicher Partner bei goetzpartners betont: „Aufgrund der gerade in Deutschland vorhandenen integrierten Wertschöpfungsketten wird sich kaum ein Unternehmen den Anforderungen durch die Richtlinie entziehen können.“
Quantitative Inhaltsanalyse von ESG-Reports
Die Studie basiert auf einer quantitativen Inhaltsanalyse von 35 ESG-Reports (bzw. vergleichbaren Berichten) deutscher Unternehmen sowie 67 Berichten US-amerikanischer Unternehmen aus verschiedenen Branchen (u.a. die Unternehmen Hochtief, Siemens, Lufthansa, Deutsche Bahn, Deutsche Post, Edeka, Bertelsmann, ProSiebenSat.1, Apple, Boing, GSK, Merck). Zusätzlich wurden für den öffentlichen Bereich das Bundesministerium für Arbeit, das Land Nordrhein-Westfalen und die Stadt Hamburg in die Studie einbezogen, um ein möglichst großes Spektrum abzudecken.
Klarer Fokus auf Umweltthemen
Für die deutsche Berichterstattung ergab die Inhaltsanalyse einen ausgeprägten Fokus auf der Umwelt-Thematik (31 Prozent), gefolgt von Informationen zum Bereich Soziales (21 Prozent) bzw. Mitarbeiter:innen (23 Prozent). Erklärungen zu den Dimensionen Menschenrechte (7 Prozent) und Anti-Korruption (5 Prozent) waren unterrepräsentiert.
Auch die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), die die Vereinten Nationen im Rahmen ihrer Agenda 2030 definiert haben, werden sehr unterschiedlich thematisiert: Die meisten Informationen gibt es zum SDG 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz), SDG 8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) sowie SDG 12 (verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsgesellschaft), wenig Information zum SDG 1 (keine Armut), SDG 14 (Leben unter Wasser) und SDG 15 (Leben an Land).
Internationaler Vergleich
Ein etwas anderes Bild zeigt der Blick in die USA. Zwar stellen 88% der amerikanischen Unternehmen ebenfalls das Thema Klima in den Vordergrund (SDG 13), danach folgen jedoch die Themen „Responsible Consumption and Production“ (SDG 12) sowie „Good Health and Well-Being“ (SDG 3). „Gender Equality“ (SDG 5) und „Quality Education“ (SDG 4) sind deutlich stärker ausgeprägt als im deutschen Sample.
Prof. Dr. Florian Haumer ist inhaltlicher Treiber der Studie und Nachhaltigkeitsexperte an der Hochschule Macromedia:
„Diese Studie ist der Pilot zu einer jährlichen Analyse und soll auch unsere eigene Nachhaltigkeitsstrategie positiv beeinflussen. Alles, was wir in diesem Bereich machen, soll einen messbaren Einfluss auf die Gesellschaft haben und wir müssen überlegen, wo wir als Hochschule in dieser Hinsicht den größten Hebel haben. Die Frage nach der Art und Weise, wie wir unsere 5.000 Studierenden ausbilden und welche Fähigkeiten und Perspektiven wir ihnen mitgeben, muss dabei sicher im Mittelpunkt stehen.“
(IMH/FHA/CKO)