02.11.2022

„Funktion der internen Kommunikation wird immer wichtiger“

Eine Themenveranstaltung am Campus Köln der Hochschule Macromedia bot über 50 Kommunikationsprofis und Studierenden die Möglichkeit, sich über Trends und digitale Tools in der internen Kommunikation von Unternehmen auszutauschen.

Unter dem Motto „Interne Kommunikation mit und nach Corona: Entwicklungen 2013-2021“ diskutierten renommierte Fachleute aus der Kommunikationspraxis am vergangenen Mittwoch.

Welche Veränderungen die Pandemie in ihrem Metier ausgelöst hat und was moderne Kommunikation innerhalb von Unternehmen und anderen Organisationen heutzutage ausmacht – dies war der Fokus der Veranstaltung in Kooperation mit der Deutschen Public Relations-Gesellschaft (DPRG), dem PR-Magazin sowie der Agentur komm.passion.

Organisiert und moderiert wurde das Event von Macromedia-Professor Dr. Holger Sievert, Leiter der Kölner Macromedia-Fakultät für Kultur, Medien und Psychologie.

Büroarbeitsplatz nur noch marginal attraktiv, Digitalisierung dennoch schleppend

Zunächst lieferte ein Impulsvortrag von Sievert selber spannende Thesen für die Diskussion, basierend auf einer seit 2013 in mehreren Wellen erhobenen Befragung in deutschen Unternehmen. Die letzte Befragungswelle im Januar 2022 zeigte unter anderem auf, dass die Pandemie zu einer deutlichen Flexibilisierung von Arbeitsplatz und Arbeitszeiten geführt hat und das gleiche Modell des Büroarbeitsplatzes statt für rund 60 Prozent der Mitarbeitenden nur noch für etwa 6 Prozent attraktiv ist.

Überraschenderweise war auch kein breitflächiger Digitalisierungsschub etwa in Bezug auf intene Social Media zu beobachten, sondern nur ein kleiner Zuwachs. „Offenbar reichte vielen Unternehmen die Einführung von Videokonferenzen für verbleibende analoge Prozesse und einige scheuten sogar explizit vor weiterer interner Digitalisierung zurück, um Mitarbeitende nicht zu überfordern“, so Sievert.

Die 2022er Studie erstellte er in Kooperation mit seinem Kollegen Prof. Dr. Florian Meißner sowie der Beratungsagentur komm.passion, die auch ein Interview-Dossier zum Thema veröffentlicht hat.

Empathische Kommunikation von zentraler Bedeutung

Auf dem hochkarätig besetzten Podium berichtete unter anderem Philipp Schindera, Leiter der Unternehmenskommunikation bei der Deutschen Telekom, von seinen Erfahrungen während der Pandemie.

Demnach sei der Telekom die Umstellung auf digitale Kommunikation deutlich weniger schwer gefallen als anderen Unternehmen, weil man zuvor bereits digital aufgestellt gewesen sei. Wichtig sei in Krisenzeiten außerdem eine „empathische Kommunikation“ gewesen, insbesondere von Seiten der Unternehmensführung.

Ein Thema, das auch Kommunikationsberaterin Andrea Montua auf dem Podium stark machte, die zugleich den Arbeitskreis „Interne Kommunikation, Change, New Work“ der DPRG leitet. Dieser hatte vor dem Treffen bereits einen halbtätigen Intensivworkshop zu ähnlichen Fragen ebenfalls an der Macromedia durchgeführt.

Bettina Busch, Geschäftsführerin der Eckhard Busch Stiftung, wies in diesem Kontext auf die Bedeutung der mentalen Gesundheit hin. In diesem Kontext spiele interne Kommunikation gerade in Krisen eine zentrale Rolle. Konzepte wie „Mental Health First Aid“ (MHFA), das von Buschs Stiftung im Kölner Raum angeboten wird, können nicht nur dabei helfen.

Klassische Zuständigkeiten lösen sich auf

Besondere Anforderungen stellten sich indes bei einem Unternehmen der Pharmabranche: Florian Dieckmann, Head of Global Communications bei der Grünenthal Group, schilderte, wie schwierig es gewesen sei, während der Pandemie mit Mitarbeiter:innen in der Produktion Kontakt zu halten. Diese hätten auch während der Lockdowns weitergearbeitet, seien aber in dieser Zeit nur schwer digital erreichbar gewesen.

Generell werde „Kommunikation in Unternehmen immer wichtiger – nicht mehr als Abteilung, aber umso stärker als Funktion“, so Dieckmann. Ein Punkt, den auch Prof. Dr. Alexander Güttler unterstrich, seines Zeichens CEO der Kommunikationsagentur komm.passion. Sein Credo: Klassische Hierarchien und Zuständigkeiten lösen sich im Zuge der Flexibilisierung unserer Arbeitswelt zunehmend auf. An ihre Stelle treten flexible Rollenmodelle, die projektförmig organisiert und unterschiedlich besetzt werden.

Die Veranstaltung war die vierte im Rahmen der Reihe „Kommunikationsmanagement mit und nach Corona“, die von der Hochschule Macromedia und dem PR-Magazin durchgeführt wurde.

Den Auftakt machte im November vergangenen Jahres ein Marketing-Panel, gefolgt von einem europaweiten Event mit Ausbildungsfokus  im Februar und schließlich im Juni einer Diskussion über Unternehmensverantwortung und CSR/ESG-Kommunikation. Den Abschluss bildete am Donnerstag letzter Woche dann das Thema „Leadership-Kommunikation.

(Florian Meißner / Holger Sievert)