03.08.2020

Macromedia und Mitteldeutsches Mode Center: Beiträge zu einer nachhaltigen Konsumindustrie

Die private Hochschule Macromedia startete im auslaufenden Sommersemester eine neue Projektpartnerschaft mit dem Mitteldeutschen Mode Center (MMC) in Schkeuditz bei Leipzig. Gegenstand der Kooperation ist eine Semesterarbeit der Studierenden des 4. Semesters Modedesign zum Thema zukünftige Messekonzepte – nachhaltige Modekonzepte unter dem Titel „re.THINK“. Die Projektpaten Prof. Dunja Kopi (Macromedia) und Plattform-Manager Sebastian Bente (MMC) blicken auf die entstandenen Ergebnisse.

Mit nachhaltigen und visionären Blickwinkeln auf Mode- und Messekonzepte in einer sich verändernden Konsumindustrie beschäftigten sich Studierende der Hochschule Macromedia im Rahmen einer Kooperation mit dem Mitteldeutschen Mode Center (MMC) im aktuellen Sommersemester. Die angehenden Modedesignerinnen setzten sich gemeinsam mit Mitarbeitenden des Projektpartners das Ziel, innerhalb der Modebranche das Bewusstsein für disruptive Änderungen und nachhaltige Trends in der Mode zu schärfen und Mode- und Messesysteme neu zu denken.

Den studentischen Projektarbeiten ging eine fundierte Recherche- und Analysearbeit sowie eine theoretische Auseinandersetzung voraus. Die Fähigkeiten für ein gutes Zeitmanagement, Teamarbeit und eine schlüssige Strukturierung des gesamten Arbeitsprozesses wurden durch die enge Zusammenarbeit mit den Gewerken Grafik, Messebau und Marketing des MMC vertieft und professionalisiert. Entstanden sind spannende Kollektionen und Ausstellungskonzepte mit unterschiedlichen – nachhaltigen – Anliegen.

„Das in Fragestellen traditioneller Modesysteme, die immer lauter werdende Kritik an der Modeindustrie sowie an kultureller Aneignung, Genderdebatten, Digitalisierung, neue Technologien, Fast Fashion und ihre Konsequenzen führen zu einer Verlagerung der Aufgabenbereiche der Modedesigner*innen von morgen und zwingen zum dringlichen Überdenken der eigenen gesellschaftlichen Verantwortung und einer Positionierung im professionellen Wirkungsbereich in der Modebranche“, erläutert Professorin Dunja Kopi den Auftrag an die Studierenden. „Wir erleben in der Modebranche eine starke Veränderung des Konsumverhaltens in der jungen Generation. Einerseits steigt das Bewusstsein für die herausfordernden Themen des 21. Jahrhunderts – Klimawandel, Ressourcenknappheit, Umweltverschmutzung – andererseits sind Angebote alternativer, nachhaltiger oder fair gehandelter Fashion noch immer Nischenprodukte und bedürfen der Wandlung zum Breitenangebot“, so Kopi. Die diplomierte Modedesignerin, die ihr Studium an der Burg Giebichenstein Halle absolvierte und seit 2018 als Professorin an der Hochschule Macromedia wirkt, widmet sich intensiv künftigen Konzepten im Modedesign.

Sebastian Bente vom MMC begleitete die Studierendengruppe und half mit seinem Team, aus den Konzepten eine reale Ausstellung im Rahmen der diesjährigen Ordermesse „QUARTERfashion“ zu machen. Das Mitteldeutsche Mode Center ist eine der größten Plattformen für den Modeeinzelhandel in Mitteldeutschland. Seit seiner Gründung 1994 bringt es nicht nur Hersteller, Agenturen und Händler zusammen, sondern hat sich als Veranstalter für die größten Ordermessen Mitteldeutschlands etabliert. „Seit 2018 entwickeln wir unser Messekonzept weiter und wollen nicht nur Plattform für den Handel sein, sondern mit unseren Partnern aktiv über die Veränderungen in der Modeindustrie in den Austausch kommen. Dank der Kooperation mit der Hochschule Macromedia können wir unseren Kunden und Partnern erstmals während unserer Messe eine andersartige Begegnung mit den Herausforderungen unserer Zeit ermöglichen. Im Rahmen einer installativen Werkschau der Studierenden können Besucher sich von den innovativen und kreativen Gedanken der Studierenden inspirieren lassen, und so Anregung für die eigenen Veränderungen finden.“

Die sieben Modedesign-Studentinnen zeigen auf drei Messeständen selbst erarbeitete Kollektionen, in denen sie die aus ihrer Sicht wichtigsten Trends mit Einfluss auf die Entwicklung von Fashion Design reflektieren. Deren Fokus liegt auf ressourcenschonender, nachhaltiger Umsetzung von Kollektionskonzepten. Jede Gruppe suchte sich zur Aufgabenstellung ein Unterthema, das sie analysierten und das zum Fundament ihres Unternehmensprojektes wurde. Up- und Recyclingmethoden, Verwendung von biozertifizierten Materialien oder das Erschaffen von variantenreicher Mehrfachnutzung diverser Bekleidungsstücke durch austauschbare textile Module sind Bestandteil der studentischen Kollektionen.

Über ihr Projekt „BioDEATHversity“ klären die Studentinnen Maria Oschmann und Maria Becker auf: „Immer mehr Menschen werden sich der zunehmenden Verschmutzung der Weltmeere bewusst. Der Verzicht von Plastiktüten beim Einkauf ist eine daraus resultierende Konsequenz. Viele wissen jedoch nicht wie schwerwiegend die Verschmutzung des Meeres durch Plastik-, Atommüll oder Chemikalien wirklich ist. Das Thema scheint ungreifbar, die Verschmutzung der Ozeane weit weg. Das aktuelle Modesystem muss sich ändern. Unser Anliegen ist es, Kleidung leidfrei zu produzieren. Kleidung, die alle wichtigen Aspekte der Nachhaltigkeit umfasst und den Verbraucher*innen eine größtmögliche Transparenz bietet, um auf die Missstände in der Fast Fashion Industrie aufmerksam zu machen.“

Das Thema „Pandemien“ der zweiten Kollektion wurde im Zuge der COVID-19-Pandemie entwickelt. Pünktlich zum Start des Sommersemesters im März wurde die Hochschule geschlossen, der Unterricht fand online statt, auch für die Studentinnen Kimberley Siebart und Sophie Tongfei Shu eine Situation großer Unsicherheit: „Wie viele andere auch fragten wir uns: Wie wird sich das alles entwickeln? Wann werden wir uns wieder sicher fühlen? Was können wir tun, um uns selbst, aber auch andere Personen zu schützen? Wann können wir wieder rausgehen und wie wird die Welt danach aussehen?“ Die Studentinnen entwickelten ein modulares Modekonzept, in dem neue Alltagsstücke wie Masken und Handschuhe mit verschiedenen Outfits modular kombiniert werden können. So verringert sich der Bedarf an Kleidungsstücken und der Verbraucher hat doch Möglichkeit, vielfältige Looks zu tragen. Die beiden Studentinnen über ihr Konzept: „Mode ist für uns ein Weg sich selbst auszudrücken, wobei die Nachhaltigkeit das drängendste Thema ist, in dem sich auch die Welt verändern sollte. Nachhaltige Mode sollte und wird die neue Normalität in der Fashionindustrie sein.“

Auf dem dritten Messestand erwartet die Besucher eine Begegnung mit Vergangenem – oder Vergänglichem. Die Studentinnen Miriam Seidel, Luisa Czermak und Mirabai Stojanovic betiteln ihre Ausstellung so: „Der Rokoko: ein letztes theatralisches Aufbäumen vor dem großen Zusammenfall.“ In ihrer Kollektion setzen sie auf Recycling und Upcycling bereits produzierter Mode, also der Wiederverwertung und Wertsteigerung von bereits getragenen Stücken. Der Rokoko steht dabei als Sinnbild für eine verschwenderische Epoche, zu deren Konsumverhalten wir auch heute neigen. Moderne Techniken und Textilien erlauben jedoch einen klügeren Umgang mit Mode. Dazu erläutern die Studentinnen: „Wir finden es spannend, unterschiedlichste Themen mit Textilien zu übersetzen und somit neue Oberflächenstrukturen zu erschaffen. Ein gutes Design kann nicht nur die gesamte Palette an Emotionen in Dir auslösen, sondern Dich auch in eine andere Welt mitnehmen. Das ist es, was uns an der Mode fasziniert. Unser künftiges Handeln als Modedesignerinnen stellen wir unter den Anspruch: Be the change you want to see in the world (nach Ghandi).“

Die Ausstellung ist im Rahmen der QUARTERfashion Orderdays ist für den Facheinzelhandel noch bis zum 5. August im Mitteldeutschen Mode Center Schkeuditz zu besichtigen.

Zum Studiengang Modedesign B.A. geht es hier.
Hier geht es zum Mitteldeutschen Mode Center.

(MWO)