11.02.2022

Qualitätskriterien digitale Lehre: Macromedia organisiert ECREA Tagung

Bei einer ECREA-Fachtagung an der Hochschule Macromedia diskutierten internationale Expert:innen Ansätze für gelingende Lehre im Post-Corona-Zeitalter.

Die Corona-Pandemie hat die Lehre an Hochschulen nachhaltig verändert – auch wenn Studierende zuletzt vielerorts an ihren Campus zurückgekehrt sind. Welche Veränderungen dies sind und wie sich Lehre in Zukunft weiter entwickeln sollte, damit beschäftigte sich die hybride Tagung „A New Era of (Digital) Teaching? Theory, Creativity and Responsibility in Communication Education“ an der Hochschule Macromedia in Köln.

Organisiert wurde sie von Holger Sievert, Professor für Medienmanagement und Leiter der Fakultät für Kultur, Medien und Psychologie am Campus Köln. Die Moderation übernahm er gemeinsam mit Evandro Oliveira, Sprecher der ausrichtenden „Organizational and Strategic Communication Section“ (OSC) des europäischen Fachverbands „European Communication Education and Research Associacation“ (ECREA) und Florian Meißner, Macromedia-Professor für Medienmanagement und Journalistik.

Den Auftakt der Tagung bildete nach der Welcome Speech von Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. Castulus Kolo eine Keynote durch Peter von Leusen, Learning Engineer an der Arizona State University, zum Thema „Now or Never: Tranforming Educational Practices Through Learning Engineering“. Im Fokus stand danach einen halben Tag lang die wissenschaftlich basierte Vorstellung einer Reihe von internationalen Best Practices und Erfahrungsbeispielen zu digitaler Lehre, u. a. auch von der Hochschule Macromedia (vgl. das  hier verfügbare Book of Abstract sowie unsere vorherige Meldung). Beim Abschlusspanel am Abend diskutierten dann in Kooperation mit PR-Magazin und moderiert von Holger Sievert vier internationale Expert:innen u. a. über die Frage, wie man eine aktive Partizipation der Studierenden sichert, wenn Lehrveranstaltungen teilweise oder vollständig digital stattfinden.

Gefahr der Entfremdung und Chance für vertieften Neubeginn

Für Ana Verčič, Mitveranstalterin der renommierten Bledcom-Konferenz und Professorin an der Universität Zagreb, führt der Weg vor allem über eine Rückkehr zu mehr Präsenz an den Hochschulen: „Nach zwei Jahren Pandemie ist die reine Online-Lehre sowohl für die Studierenden als auch für mich aktuell eher langweilig geworden.“ In diesem Zusammenhang wurde von den Panel-Teilnehmer:innen immer wieder die Gefahr eines disengagement, also einer Entfremdung der Studierenden von der Lehre und von der gemeinsamen Interaktion konstatiert.

Insbesondere reiche es nicht aus, „Präsenzlehre eins zu eins in der Online-Umgebung umzusetzen“, betonte etwa Ileana Zeler von der Universitat Autònoma de Barcelona. Vielmehr brauche es eine besonders aktivierende Form der Lehre. Diskutiert wurden hierzu unterschiedliche Ansätze, die von interaktiven Case Studies bis zur Nutzung von Virtual Reality reichen. Dabei handelt es sich um Ansätze, die auch über die Pandemie hinaus Studierenden einen hohen Mehrwert bieten werden, darin war sich die Runde einig. Einigkeit bestand aber auch daran, dass solche Formate nicht von Lehrenden „mal eben nebenbei entwickelt werden können“.

Vielmehr bedüfte es einer systematischen Unterstützung seitens der Hochschulen und deren Leitungen – etwa in Form entsprechender Freistellungen, zusätzlicher Mitarbeiter:innen mit Learning Engineering-Kompetenz oder angemessener Zusatzvergütung. „Ohne solche Strukturen bleibt das alles nur oberflächlich, da der Zeitbedarf für vor allem langfristig orientierte Online- und hybride Vorbereitung viel höher ist als früher im analogen Umfeld“, so etwa Ralph Tench, ehemaliger Präsident der „European Public Relations Education and Research Association“ (EUPRERA) und Director of Research der Leeds Business School.

 Dozierende: mittlerweile immer mehr „Coaches, Mentor:innen und Berater:innen“

Tench war es auch, der in diesem Zusammenhang einen Rollenwandel der Dozierenden beschrieb. Es sei notwendig, intensiver auf die Studierenden und ihre Situation einzugehen: “Sie haben mit der derzeitigen Lage zu kämpfen. Wir haben auch eine Zunahme psychologischer Belastungen gesehen. Daher agieren wir Dozierende mittlerweile auch als Coaches, Mentoren und Berater.“

Den Blick nach vorne gerichtet, schlug Evandro Oliveira schließlich vor, für die Ausbildung von Kommunikationsberufen gemeinsam etwa zwischen den zuständigen Verbänden „Kriterien für gute digitale Lehre“ zu entwickeln. Darüber hinaus fragte Holger Sievert am Ende als Moderator mit Blick auf die Kooperationspotenziale in der Community auch, warum es eigentlich noch keine europaweite und hochschulübergreifende Plattform für den Austausch von einzelnen guten Lehrmaterialien im Bereich Medien- und Kommunikationsmanagement gäbe. Auch Oliveira und Tench als Vertreter ihrer jeweiligen Organisationen sahen hier viel Potenzial.

(Text: FME/HSI)

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Weitere Veranstaltungen der Reihe „Kommunikationswandel mit und nach Corona“

27. April 2022:
„Interne Kommunikation mit und nach Corona: Entwicklungen 2013-2021“
mit brandneuen Daten aus der 2021er Macromedia-Studie zu internen Social Media und internen Kommunikatoren aus Unternehmen
(in Kooperation mit dem prmagazin, dem Arbeitskreis „Interne Kommunikation“ der DPRG – Deutschen Public Relations Gesellschaft und der Agentur komm.passion)

18. Mai 2022:
„Leadership-Kommunikation mit und nach Corona: Ein Blick aus der und auf die C-Suite“
mit Diskussionsbeiträgen von Vorstandsvorsitzenden, Personalvorständen und Kommunikator:innen
(in Kooperation mit dem prmagazin, der GLCA – Global Leadership Communication Association und dem DIKT – Deutsches Institut für Kommunikations- und Medientraining)

22. Juni 2022:
„CSR- und ESG-Kommunikation mit und nach Corona: Ergebnisse aktueller Inhaltsanalysen“
mit Forschungsergebnissen zu entsprechend thematischer Presse- und Social Media-Kommunikation vor allem aus der Finanz-, Medien- und Sportbranche
(in Kooperation mit dem prmagazin, dem Marketingclub Köln-Bonn, dem Medienbeobachter pressrelations und der Kölner PR-Lounge