17.07.2024

KI-generierte Drehbücher, Fachkräftemangel und virtuelle Schauspieler /innen prägen die Zukunft der Filmindustrie

Juli 2024 – Eine empirische Studie zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der deutschen Filmwirtschaft zeigt, dass KI-generierte Inhalte, Fachkräftemangel und ethische Fragen zentrale Themen für die Branche darstellen. Die Studie basiert auf einer umfassenden quantitativen Befragung von Führungskräften und Mitarbeitenden aus der deutschen Filmwirtschaft. Insgesamt nahmen 145 Personen teil, darunter 96 Personen mit Führungsverantwortung.

KI-Kompetenzmangel und Schulungsbedarf in der Filmwirtschaft
Zentrales Ergebnis der Studie ist ein erheblicher Mangel an KI-Kompetenzen bei den Beschäftigten der deutschen Filmwirtschaft. Über 50% der befragten Filmschaffenden sehen hier dringenden Handlungsbedarf. 80% der Befragten fordern regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen, insbesondere im Bereich der ethischen Nutzung von KITechnologien.

Einfluss von KI auf Arbeitsplätze und Produktionsprozesse in der Filmindustrie
Ein weiteres Ergebnis betrifft den Einfluss von KI auf Arbeitsplätze und Produktionsprozesse in der Filmindustrie. Führungskräfte prognostizieren, dass in den nächsten fünf Jahren die Nettopersonalentwicklung aufgrund des Einsatzes von KI-Technologien zurückgehen wird. Ab dem Jahr 2038 wird erwartet, dass durch den vermehrten Einsatz von KI die Hälfte der bisherigen Arbeitsplätze in der Filmbranche wegfallen könnte. Besonders bemerkenswert ist die Prognose, dass in etwa 15 Jahren die Mehrheit der Schauspielrollen von virtuellen Darstellern besetzt werden könnte. Heiner Lauterbach, Schauspieler und Honorarprofessor der Hochschule Macromedia, erklärt: „Die großen Filmstudios braucht es nicht mehr in diesem Ausmaß. […] [Kreative], die keine oder wenige Ressourcen haben, haben nun die Möglichkeit mittels KI einen Film herzustellen […] – wir können uns auf überraschende Filme freuen.“

Potenzial und ethische Bedenken
Führungskräfte zeigen sich optimistisch hinsichtlich der Leistungsfähigkeit von KI bei der Bewältigung komplexer Aufgaben und der Produktion kreativer Inhalte. „Etwas überraschend ist dabei, dass ältere Führungskräfte die Vorteile von KI optimistischer einschätzen als jüngere Menschen. Dies könnte darauf hindeuten, dass erfahrene Managerinnen und Manager die strategischen Vorteile und Effizienzsteigerungen eher erkennen, weil sie aufgrund ihrer Branchenkenntnisse mit einer breiteren Perspektive auf das Thema schauen“, sagt Prof. Dr. Dr. Castulus Kolo, der die Studie wissenschaftlich gemeinsam mit Prof. Dr. Dirk Kleine geleitet hat.

Alle großen Unternehmen und 90% der kleinen und mittleren Unternehmen sehen erhebliches Potenzial für die Optimierungen von Marketing, Lokalisierung und Postproduktion durch den Einsatz von KI-Technologien. Gleichzeitig gibt es ethische Bedenken: Über 60% der Filmschaffenden betrachten ethische Fragen als signifikantes Hindernis für den Einsatz von KI. In diesem Zusammenhang fordern 80% der Befragten die Entwicklung internationaler Standards, um ethische Normen zu gewährleisten und mögliche Risiken zu minimieren. „Neue Technologien sind immer ein Ausdruck des Fortschritts. Aber man muss sie natürlich einbetten in ein passendes rechtliches Regelwerk. Wir brauchen Leitplanken, die uns besonnen und wachsam mit diesen neuen Technologien umgehen lassen,“ bestätigt auch Dr. Christian Franckenstein, Vorsitzender der Bavaria Film GmbH.

Fazit: Die Filmindustrie im Wandel durch Künstliche Intelligenz
„Unsere Untersuchung zeigt klar, dass die Filmindustrie vor einem bedeutenden Wandel steht. KI bietet enorme Möglichkeiten, aber auch große Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf ethische Standards und die Arbeitsplatzentwicklung. Es ist unerlässlich, dass die Branche in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden investiert und internationale Standards für den KI-Einsatz entwickelt,“ betont Prof. Dr. Florian Haumer von der Macromedia University of Applied Sciences.