03.12.2019

Zu Gast an der Hochschule Macromedia: Top-Akteure von BMW und Daimler diskutieren über Elektromobilität

Deutschland und die Elektromobilität – das war Thema des 3. FanBike Campustalks am Macromedia Campus in München. Zu den prominenten Gästen gehörten der Umwelt- und Mobilitätsexperte Dr. Axel Friedrich, Manfred Schoch als Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der BMW AG sowie Michael Brecht, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Daimler AG.

Wie steht es in Deutschland um die Elektromobilität? Welche Meilensteine wurden erreicht – und wo muss die Auto-Nation Deutschland noch aufholen, wenn sie Klimaschutz ernst nimmt? Selbst auf einem reinen Industrie-Podium wäre diese Frage kontrovers diskutiert worden. Mit dem Mobilitätsexperten und Klimaschützer Dr. Axel Friedrich als Vertreter der Zivilgesellschaft und Counterpart zu den Vorsitzenden der Gesamtbetriebsräte der BMW AG sowie der Daimler AG durften sich die Besucher des 3. FanBike Campustalk über einige zugespitzte Formulierungen freuen.

Klimafreundliche Mobilität – darum ringen auch die deutschen Autobauer

Auch die Vertreter der deutschen Automobilkonzerne ringen um klimafreundliche Mobilitätsformen. Daran ließ der Abend am Münchener Macromedia Campus keinen Zweifel. „Endlich haben wir die Aufmerksamkeit des Managements, die das Thema verdient“, fasst es Michael Brecht für die Daimler AG zusammen. Aber liegt die Lösung der Probleme zwingend in batteriegetriebenen Fahrzeugen? Manfred Schoch bekräftig zwar das Bekenntnis von BMW zur Elektromobilität, schwärmt aber gleichzeitig für Wasserstoff als Energieform der Zukunft – produziert in riesigen solar-basierten Produktionen in Afrika oder über fahrzeugspezifische Minikraftwerke.

Radikal anders – mit Material- und Grundlagenforschung

Für den Klimaexperten Dr. Friedrich greift das alles nicht weit genug. „Der Klimawandel schreitet deutlich schneller voran als angenommen. Unsere Gesellschaft muss im Jahr 2050 klimaneutral sein – andernfalls kommen so verheerende Folgen auf uns zu, die können wir uns aktuell noch nicht einmal vorstellen.“ Friedrich wirft den politischen Entscheidern ebenso wie der Industrie schwere Versäumnisse vor, insbesondere im Bereich der Grundlagenforschung. An diesem Punkt findet er sich im Schulterschluss mit den Vertretern der Automobilindustrie. „Es geht nicht um die Fabriken – die können wir genauso schnell hochziehen wie ein Elon Musk“, betont Manfred Schoch als Antwort auf eine Zuschauerfrage. „Es geht um das Know-how in Forschung, Entwicklung und Verfahrenstechniken. Nur, wenn wir hier führend sind, werden wir Arbeitsplätze langfristig sichern können.“ Sein Credo, das im Kontext der privaten Hochschule Macromedia auf offene Ohren stieß: „Lass uns enger mit der Jugend zusammenarbeiten, mit Hochschulen und Start-ups.“

Veränderte Technologien – immer auch Eingriff in regionale Strukturen?

Aber wie lassen sich solche tiefgreifenden Strukturveränderungen sozialverträglich gestalten? Die Worte von Michael Brecht offenbaren das Dilemma des Betriebsrats. „Was passiert mit 20.000 Menschen im Stammwerk Stuttgart-Untertürkheim, wenn es keine Verbrennungsmotoren mehr gibt? Was passiert mit den spezialisierten Zulieferbetrieben und den regionalen Wirtschaftsräumen um sie herum?“ Für Michael Brecht steht fest: „Das Hauptproblem ist nicht der Wegfall von Arbeitsplätzen. Die entstehen an anderer Stelle neu. Das Hauptproblem ist ein lokales Problem, dafür brauchen wir Lösungen.“

Neue Mobilitätskonzepte – nur als gesamtgesellschaftlicher Ansatz möglich

Wie auch immer konkrete Lösungen aussehen werden – den großen Herausforderungen des Klimawandels lässt sich nur mit gesamtgesellschaftlichen Anstrengungen begegnen. „Wir müssen alle Schrauben anfassen“, formuliert Manfred Schoch im Jargon der Autobauer. Und auch Dr. Axel Friedrich nickt, wenn Michael Brecht im gleichen Atemzug von vollkommen neuen Konzepten für das Mobilitäts- und Transportwesen spricht.

Das war ein faktenreicher, spannender Abend – wir sagen vielen Dank an die Redner, die Moderatoren Moritz Steidl und Dr. Christoph Rückel sowie die studentischen Initiatoren der FanBike Campustalk-Reihe.

Fotos: Jan-Philipp Behr

(IMH)