„Der Fall Dietmar Hopp: Warum Schmähungen zum Fußball gehören“ – so titelt die Stuttgarter Zeitung das heutige Interview mit Prof. Dr. Johannes Heil von der Hochschule Macromedia Stuttgart. Heil forscht zur Fankultur in deutschen Fußballstadien. Der Kommunikationswissenschaftler warnt vor einer weiteren, medial getriebenen Eskalation des Konflikts. Für ihn gehören die aktuelle Polemik der Ultras gegen den Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp und die Sanktionen des DFB in weiten Teilen zu einer Schmäh- und Spottkultur, die seit der Antike charakteristisch ist für öffentliche Sportveranstaltungen und die eine wichtige, kathartische Wirkung besitzt.
„Die Aggression im Stadion, auf dem Platz ebenso wie auf den Tribünen, ist ein Ventil. Der Besuch im Stadion stellt eine der wenigen zulässigen Möglichkeiten in unserer Gesellschaft dar, sich abzureagieren. Nehmen sie den Leuten diese Möglichkeit weg, wird der Sport überflüssig und sie haben einen Zuwachs an Agression an anderen Schauplätzen“, erläutert Prof. Dr. Johannes Heil im Interview mit Marko Schumacher von der Stuttgarter Zeitung die soziologische Dimension von Fankultur ganz allgemein. Ein rechtsfreier Raum sei das Stadion deshalb nicht, sagt der Kommunikationswissenschaftler mit Blick auf aktuelle Transparente der Ultras. „Wenn beispielsweise ein Konterfei auf einem Banner im Fadenkreuz gezeigt wird, ist das in meinen Augen ein strafrechtlich relevanter Tatbestand.“
In der Herausstellung Einzelner sieht der Macromedia-Professor eine beunruhigende Tendenz – er verweist neben den Schmähungen des Hoffenheim-Mäzenz auf die rassistischen Beleidigungen gegen den Hertha-Profi Jordan Torunarigha: „Es handelt sich beide Male nämlich um den Angriff einer großen und anonymen Gruppe auf einen einzelnen. Das ist es, was beunruhigt – und zwar mehr und anders als wenn eine Fangruppe A die Fangruppe B, die Mannschaft B, oder die Stadt B kommunikativ angreift.“
Das ausführliche Interview in der Stuttgarter Zeitung gibt es hier.
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(IMH)