25.10.2019

Tom Buhrow an der Macromedia: Medienmacher, Manager und Menschenfreund

Tom Buhrow, Intendant des WDR und zukünftiger Vorsitzender der ARD, sprach an der Hochschule Macromedia über die Herausforderungen des Rundfunks im digitalen Zeitalter, den bevorstehenden Kulturwandel in den Sendeanstalten und die Bedeutung der öffentlich-rechtlichen Programme für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Der Andrang unter den Studierenden war riesig, das Auditorium am Sandstraßen-Campus zum Bersten gefüllt. Wir sagen: Danke Tom Buhrow für diesen inspirierenden Vortrag, danke Prof. Dr. Arthur Hofer für die Organisation und danke Prof. Wolfram Winter für die Vermittlung des prominenten Speakers.

„Man merkt Ländern an, wenn sie keinen öffentlich-rechtlichen Rundfunk besitzen.“ Buhrow sagt diesen Satz fast beiläufig, seiner zentralen Bedeutung zum Trotz. „Ihnen fehlt häufig der Zusammenhalt. Denken Sie an die USA“, ergänzt er noch. „In einem System, in dem der Erfolg von Medienprogrammen ausschließlich über Einschaltquoten und Reichweiten definiert wird, dominieren Zuspitzung, Vereinfachung und Polemik die Berichterstattung.“

Glaubwürdigkeit erhöhen, Online-Erlebnis verbessern: Veränderungsstrategie beim WDR

Vor den zukünftigen Medienmanagern, Journalisten, Designern und Filmemachern der Hochschule Macromedia muss Tom Buhrow glücklicherweise nicht über das „Warum“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland sprechen. Sein Thema ist das „Wie“ notwendiger Reformen. Wie kann die Gesellschaft von der unverändert hohen Glaubwürdigkeit der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten profitieren? Wie lassen sich Sendeformate und Ausspielwege an veränderte Mediennutzungen anpassen? Wie lässt sich zwischen widerstreitenden Partikularinteressen des komplexen Konstruktes so vermitteln, dass alle Gruppen in ihrem zugrundeliegenden Bekenntnis zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk gestärkt werden?

Kunden fragen – nicht belehren: Neue Interpretation des Bildungsauftrages

„Wir wollen das Leben jedes Einzelnen jeden Tag ein bisschen wertvoller machen.“ Für Buhrow bildet dieser Satz den zentralen Dreh- und Angelpunkt aller Veränderungsstrategien im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Anschaulich zeigt der WDR-Intendant, wie weitreichend die daraus resultierenden Konsequenzen für die verschiedenen Organisationsbereiche sind:

  • für Programmplaner, die beherzter auf Kundenpräferenzen eingehen dürfen;
  • für Redaktionsteams, deren Themenportfolio sich durch einen liberaleren Nachrichtenbegriff erheblich vergrößert;
  • und für Konzeptioner, Producer und Marketers, für die der Online-Fokus eine erhebliche Erweiterung an Beitragsformaten und Interaktionsmöglichkeiten bedeutet.

Gesellschaftlicher Megatrend: Miteinander statt Gegeneinander

Buhrow wirbt um die Studierenden, das merkt man. Er wirbt um sie als zukünftige Medienmacher und Professionals ebenso wie als Beitragszahler und Konsumenten. „Euch muss ich kriegen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Ohne allerdings meine regionale, ältere Stammkundschaft zu vergraulen. Doch ich bin überzeugt: Dieser Balanceakt wird gelingen, denn er ist gleichzeitig Ausdruck eines neuen gesellschaftlichen Megatrends: weg vom Gegeneinander, hin zu mehr Miteinander. Ich freue mich darauf.“

(IMH)