Polarisierende Themen, prominente Gäste und aktuelle Kontroversen rund um TTIP, Lobbyregister und die Macht der Großkonzerne. Das waren die Ingredienzen für den aktuellen Medientalk an der Macromedia Berlin. Auf Einladung von PR-Professor Dominik Pietzcker, der auch das Podium moderierte, wurde im gut besuchten Macromedia-Loft einen ganzen Abend lang intensiv und leidenschaftlich diskutiert.
Meinungsstarke Gäste an der Macromedia Berlin
Sahra Wagenknecht gehört zu den profiliertesten Politikerinnen der Linken und äußert sich regelmäßig zu Wirtschafts- und Gerechtigkeitsfragen. Johannes Bohnen ist Gründer und Geschäftsführer einer Agentur für Public Affairs; er vertritt gegenüber der Politik Interessen von amerikanischen und deutschen Unternehmen. Der Journalist Michel Friedman schließlich ist für seine ebenso kritischen wie engagierten Interviews und Talks bekannt. Verträgt sich Lobbyismus mit unserem Demokratieverständnis? Brauchen wir ein Lobbyregister? Wie ist das Verhältnis zwischen Presse und Lobbyismus? Um diese und weitere Fragen wurde knapp zwei Stunden lang kontrovers gesprochen. Michel Friedman argumentierte, dass hinter Interessen immer Machtansprüche stünden – genau darin läge die Gefahr für Politik und Demokratie. Sahra Wagenknecht plädierte für mehr Transparenz und die Eindämmung der Macht der Großkonzerne. Für ihr Statement gab es viel Applaus. Für Wagenknecht steht außer Frage, dass es eine Karenzpflicht für Politiker nach dem Ausscheiden aus dem Amt geben müsse. Johannes Bohnen stellte fest, dass starke Interessenvertretung und bürgerschaftliches Engagement sich keineswegs ausschlößen. Einig waren sich alle, dass Politik ohne die Vertretung von Partikularinteressen unmöglich sei. Immerhin, auch Lobbyisten erfüllen eine gesellschaftliche Funktion. Michel Friedman rief die Studierenden dazu auf, „wach und kritisch“ zu sein.
Das eigene Engagement ist gefragt
In der anschließenden Publikumsdiskussion ging es um das kontroverse Handelsabkommen TTIP, um Fracking und Konzernpolitik, vor allem aber um die Frage, wie sich politisches Engagement heute artikulieren könne. Denn auch die Jugend muss ihre Interessen gegenüber der Politik vertreten. Demokratie braucht, um zu funktionieren, eine ausgeprägte Streitkultur. Bei Moselwein und Salzgebäck wurde noch bis in die Nacht weiterdiskutiert.
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