Regional, lokal, hyperlokal – so heißt ein neuer Trend im Journalismus, den vor allem die Bloggerszene in den USA beflügelt: Statt ganzer Städte bilden nun Stadtteile, einzelne Wohngebiete und sogar Kreuzungen oder Straßen den Fokus der Lokalberichterstattung.
Was in Amerikas Redaktionen bereits erfolgreich Schule macht, steckt in Deutschland aber noch in den Kinderschuhen. Eine Projektgruppe von Journalistik-Studenten der MHMK hat nun in Kooperation mit der Lokalredaktion des „Hamburger Abendblatts“ unter Leitung von Professor Dr. Stephan Weichert und der freien Journalistin Carolin Neumann (u.a. VOCER) ein hyperlokales Online-Projekt gestartet. Ob örtlicher Sportverein, das beste Franzbrötchen oder Ärger mit den neuen Parkbegrenzungen: Seit kurzem berichten die Studenten des 4. Semesters über das, was die Hamburger Bürger in ihrem direkten sozialen Umfeld bewegt.
„Es geht uns vor allem darum, die Journalistik-Studenten für neue Themenschwerpunkte und Recherchewege zu sensibilisieren, die sich aus dem hyperlokalen Ansatz ergeben. Wir versuchen auf diese Weise auch, das Potenzial digitaler Berichterstattungsmöglichkeiten auszuloten und praktisch umzusetzen“, sagt Weichert. Als Vorbild gelten ihm amerikanische Journalistik-Studiengänge wie etwa an der New York University (NYU), an der hyperlokale Kollaborationen mit Medienunternehmen selbstverständlicher Teil des Stundenplans sind.
Dabei unterscheidet sich die Arbeit auf lokalster Ebene von dem, was die Studierenden von ihren bisherigen Erfahrungen im Lokaljournalismus bereits kennen. So berichtete MHMK-Studentin Svenja Lau aus dem Stadtteil Eilbek im Hamburger Bezirk Wandsbek über eine ungewöhnliche Baustelle an der Wandsbeker Chaussee, unterhielt sich mit Bauarbeitern, Anwohnern und Fahrradfahrern – und stellte fest: „Die hyperlokale Recherche ist sehr speziell und erfordert ein viel direkteres Zugehen auf die Menschen in meiner Umgebung. So stieß ich immer wieder auf Themen, die der Redaktion ansonsten wohl entgangen wären.“
Didaktischer Kerngedanke des MHMK-Medialab-Projekts ist, dass gestandene Journalisten und Nachwuchs voneinander lernen und sich ergänzen: „Im Idealfall entsteht eine dauerhafte Partnerschaft, von der beide Seite profitieren“, sagt Weichert. Für die Zukunft hoffe er sehr, dass dieses Pilotprojekt in Deutschland weitere Nachahmer finde und Schule machen werden: „Ich nehme das ‚Hamburger Abendblatt‘ unter neuen Chefredaktion als angenehmen, verlässlichen und überaus innovationsbereiten Partner wahr, mit dem wir mit Sicherheit noch weitere Projektideen umsetzen werden“.
Für weitere Informationen zu diesen und anderen Praxisprojekten kontaktieren Sie:
Prof. Dr. Stephan Weichert
Stellv. Studiengangleiter Journalismus
MHMK Medialab
Gertrudenstrasse 3
20095 Hamburg
s.weichert
mhmk.org
www.mhmk.de
Die ersten Beiträge der Studenten sind bereits auf www.abendblatt.de zu lesen, weitere folgen.