Alumna

Julia Wissel

Portrait Julia Wissel

Julia Wissel

"Sei mutig! Es gibt mehr als einen Weg zum Ziel, wichtig ist es deinen eigenen Weg zu finden und ihn durchzuziehen. Jeder “Umweg” ist Teil des Weges, und am Ende des Tages gibt es nichts zu bereuen - solange man daraus lernt. Das, was du bereuen wirst, sind die Dinge, die du nicht gemacht hast, weil du dich nicht getraut hast. "

Wo arbeiten Sie heute und wie lautet Ihre dortige Positionsbezeichnung?

Ich arbeite aktuell als Product Owner bei MOIA, einer Tochter der Volkswagen Group mit Hauptsitz in Hamburg. MOIA bietet on-demand Mobilitätsdienstleistungen im städtischen Raum an. Insbesondere fokussieren wir uns dabei auf unseren Ridesharing und Ridepooling Service, sprich ‘geteilte Fahrten’. Mit Hilfe unseres Algorithmus bringen wir Menschen mit ähnlichen Fahrwegen zusammen; indem sie sich die Fahrt teilen, wird es für alle Mitfahrer günstiger und wir reduzieren den Verkehr in der Stadt, da weniger Autos benötigt werden. Hinzu kommt, dass wir für unseren Service unsere eigene, vollelektrische Flotte nutzen, was die Emissionen und den Lärm in der Stadt deutlich reduziert.

Welche Aufgaben haben Sie dort?

Ich bin verantwortlich für eines der Produkte innerhalb des Unternehmens, genauer gesagt für die “Trip Execution”, sprich alles rund um die Ausführung eines Trips ab der Buchungsbestätigung bis hin zum Ausstieg, nur mit Ausnahme der Routenführung & Navigation – dafür ist ein anderes Team zuständig. Als Product Owner entwickle ich basierend auf Zielgruppen- und Daten-Analysen, Kundenfeedback sowie Erkenntnissen aus der Marktforschung die Vision für unser Produkt. Dabei ist es meine Aufgabe, stets auf eine gesunde Balance aus Business Value und Customer Happiness zu achten. Ist die Vision klar definiert und an alle Stakeholder kommuniziert, geht es gemeinsam mit dem Team an die Umsetzung. Wir sind insgesamt 10 Leute und stream-aligned aufgestellt, sprich wir haben dedizierte Backend & Mobile Entwickler, Designer, QAler, einen Agilisten und mich als PO. Ganz wichtig und was oft verwechselt wird: ich leite nicht das Team, sondern bin Teil des Teams. Wie jede/r andere im Team habe ich eine klare Aufgabe / Rolle, die am Ende mein Beitrag zum großen Ganzen ist. Während der Umsetzung priorisiere ich die Aufgaben, die als nächstes anstehen, halte Rücksprachen und stimme mich mit den anderen POs, Teams & Stakeholdern ab, baue Tableau Reports und werte diese gemeinsam mit unseren Analysten aus, und plane basierend darauf die nächsten Schritte.

Warum arbeiten Sie an dieser Stelle und was begeistert Sie?

Das Produkt und die damit einhergehende Vision, die Rolle als PO und die Unternehmenskultur – genau in dieser Reihenfolge. Ich stehe zu 100% hinter unserer Mission und dem Produkt, etwas das mir bei vorherigen Arbeitgebern oft gefehlt hat. Das motiviert mich ungemein und es macht Spaß jeden Tag aufs Neue daran arbeiten zu dürfen, um es noch besser zu machen. Ich habe lange nach einer Stelle gesucht, die zu mir und meinen Stärken am besten passt, was nicht ganz einfach war. Ich bin zwar sehr vielseitig, aber eher generalistisch aufgestellt – also kein Fachexperte in einem bestimmten Bereich. In der PO Rolle ergänzen sich meine verschiedenen Fähigkeiten ideal. Und zu guter Letzt begeistert mich die offene, internationale, ambitionierte und doch familiäre Kultur des Unternehmens. Ich war vom ersten Tag an beeindruckt von dem hohen fachlichen und technischen Niveau, sowie dem kooperativen, sich gegenseitig unterstützenden Mindset. Ein Umfeld, in dem ich jederzeit eigene Ideen einbringen, Dinge verändern und das Produkt formen kann. Und wie viele Produktmanager in der Softwarentwicklung haben schon die Möglichkeit ihr digitales Produkt jeden Tag im (privaten) Alltag physisch selbst zu erleben & testen zu können? Das ist einzigartig und weiß ich sehr zu schätzen.

Hatten Sie sich diese Art von Arbeit vor dem Studium vorgestellt?

Nein, tatsächlich gar nicht. Vor dem Studium wusste ich nur es soll “irgendetwas digitales” und “irgendetwas mit Kommunikation” sein; ich habe ziemlich schnell für mich entdeckt, dass die klassische oder traditionelle PR Arbeit eher weniger meins ist. Erst durch meinen vorherigen Job bei XING als Analyst, etwa 3 Jahre nach meinem Abschluss an der Hochschule Macromedia, bin ich in die Welt der digitalen Produktentwicklung eingetaucht und habe auch dort erst diese Rolle kennengelernt. Die Branche hingegen, in der ich jetzt bin, hat mich immer schon gereizt. Spätestens seit meinem Masterstudium wusste ich, dass ich irgendetwas in Richtung Smart Cities oder Mobilität machen will – damals wusste ich nur noch nicht, wo und wie.

Inwiefern haben die Hochschule, die Kooperationspartner der Hochschule bzw. das Personal der Hochschule Sie gut auf diese heutige Arbeit vorbereitet?

Zum einen haben die praxisnahen Projekte mich immer begeistert und einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, sich frühzeitig das so wertvolle Netzwerk aufbauen zu können. Zum anderen hatte ich das große Glück, Dozenten zu haben, die mich immer sehr unterstützt und gefördert haben – auch wenn meine Ideen nicht immer 1:1 zu meinem eigentlichen Schwerpunkt gepasst haben. Nicht gefangen sein in bestimmten Rastern hat mir sehr viel Mut gemacht und die Möglichkeit gegeben, mich auszuprobieren. Insbesondere zum Ende des Studiums hin, als die große Frage im Raum stand “Und was mache ich jetzt damit?”, standen sie stets beratend zur Seite und haben wertvolle Tipps gegeben. Bis heute habe ich zu dem einen oder anderen auch noch Kontakt, wofür ich sehr dankbar bin und was ich sehr schätze.

Bei welchem Unternehmen oder welcher Organisation haben Sie Ihr Praxissemester verbracht und wie bewerten Sie Ihre dort gemachten Erfahrungen?

Ich war damals in München bei der PR Agentur Edelman im Digital Team. Wir waren für die Konzeption sowie Umsetzung der digitalen Unternehmenskommunikation unserer Kunden auf Social Media zuständig. Nicht nur hatte ich großartige Mentoren während meines Praxissemesters, sondern bis heute sind die Kollegen Teil meines Netzwerks oder sogar gute Freunde geworden. Noch wichtiger war jedoch der erste ‘echte’ Blick in die Welt der digitalen Kommunikation (heute vielleicht schwer vorstellbar, aber das war damals noch sehr neu alles :D), die mich nachhaltig geprägt hat. Durch meine Zeit bei Edelman – die ich als Werkstudentin nach Abschluss des Praktikums sogar verlängern durfte – habe ich den ersten großen Schritt gemacht und für mich verstanden, wohin die Reise beruflich gehen soll.

Wie bewerten Sie rückblickend das Semester an der ausländischen Partnerhochschule? Welche Impulse konnten Sie mitnehmen?

Ich war an der ICMS in Sydney 2012/2013. Wir waren der erste Jahrgang mit dem Auslandssemester und es war eine rundum großartige Erfahrung! Natürlich war die Location an sich und das Land, das ich gewählt habe, einzigartig und beeindruckend. Aber auch menschlich bin ich gewachsen, habe viel über mich selbst gelernt und tolle internationale Kontakte geknüpft. Das möchte ich nicht missen.

Wie wichtig schätzen Sie „Offenheit für Veränderung“ ein, um in der modernen, digital getriebenen Arbeitswelt heute und morgen zu bestehen?

“Embrace the Change!” Mir fällt nichts ein, was in der heutigen Arbeitswelt wichtiger wäre. In den ersten drei Jahren meines Berufslebens hatte ich 3 Jobs, 3 Arbeitgeber, 5 Job Titel und 5 Vorgesetzte in 2 Städten. Und bin von Agentur, zu Unternehmen, zu Startup gewechselt. Dabei habe ich 3 Re-Organisationen, die Gründung eines Betriebsrates und nun Corona miterlebt. Mein Freund nennt mich mittlerweile (liebevoll) “Chamäleon”. Von jeder einzelnen Erfahrung habe ich dabei profitiert und nichts war besser oder schlechter als das andere. Mit jeder Etappe habe ich dazu gelernt und besser verstanden, was ich will, und was ich nicht will; wer ich bin, und wer ich sein will; wo ich bin, und wo ich hin will. Wer nicht offen ist für Veränderung wird diese wertvolle Erfahrung nie oder erst sehr spät machen – und das ist nicht nur ein hoher persönlicher Verlust, da man dadurch viele Chancen und Möglichkeiten verpasst, sondern wird langfristig dazu führen, dass man auf dem Arbeitsmarkt an Relevanz und Wert verliert. Hinzu kommt, dass es von Jahr zu Jahr schwerer wird, sich an Veränderungen zu gewöhnen oder anzupassen. Je früher man damit anfängt, desto besser.

Haben Sie ein Ziel, wo Sie in 10 Jahren stehen möchten?

Die Erfahrungen der letzten 10 Jahre haben mich gelehrt, das niemand auch nur im Ansatz vorhersagen kann, was in den nächsten 10 Jahren passieren wird. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass ich mal dort sein werde, wo ich heute bin. Genau deshalb ist es für mich so wichtig, dass man stets offen bleibt für Veränderung. Die Position, der Arbeitgeber, die Branche, die Stadt in der man lebt… All das ist so variabel. Und manchmal ist das was am Ende in der Realität passiert anders als das, was man sich vorgestellt hat, aber dafür noch schöner oder spannender. Je konkreter man sich das Bild von der Zukunft malt, desto mehr riskiert man nicht nur Enttäuschungen, sondern vor allem verschließt man sich vor Türen, die sich im Laufe des Lebens noch für einen öffnen könnten. Und ich bereue keine einzige Tür, durch die ich gegangen bin. Wenn ich in 10 Jahren zurückblicke und sagen kann, dass ich mir genau das erhalten konnte, dass ich meinen Werten treu geblieben bin, meine Neugier nicht habe einschlafen lassen und eingestanden bin für alles, was mir wichtig ist – dann kann ich zufrieden zurückblicken und sagen “Alles richtig gemacht”.