04.06.2019

Wie die AfD die Furcht vor Zuwanderern schürt: Macromedia-Professor stellt Forschungsprojekt vor

An Straftaten entzündet sich die politische Debatte. Wer Kriminalität zum Thema macht, kann sich öffentlicher Aufmerksamkeit sicher sein. Besonders intensiv betreibt dies die Alternative für Deutschland (AfD). Forscher der Hochschule Macromedia und der Universität Leipzig haben jetzt AfD-Pressemitteilungen zur Kriminalität analysiert. Tagesschau-Redakteure begleiten die Studie mit einem Faktencheck.

Mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit schürt die AfD die Furcht vor Zuwanderern, erläutert der Medienwissenschaftler und Macromedia-Professor Thomas Hestermann. Soweit die AfD bei Tatverdächtigen die Nationalität nennt, sind dies zu 95 Prozent Ausländer, nur zu 5 Prozent Deutsche. Im Fokus stehen vor allem Zuwanderer aus Syrien, Irak und Afghanistan, die 2018 laut Polizeilicher Kriminalstatistik 5,2 Prozent aller Tatverdächtigen stellen. „So zeichnet die AfD ein völlig verzerrtes Bild“, erläutert Hestermann.

Inhaltsanalyse: Straftaten 2018 im Spiegel von AfD-Pressemeldungen

242 Pressemitteilungen der AfD aus dem Jahr 2018, die sich mit strafbaren Handlungen in Deutschland befassen, hat das Wissenschaftlerteam mit Unterstützung von Studierenden der Hochschule Macromedia und der Universität Leipzig nun analysiert. Die Forscher untersuchten, welche Kriminalitätsphänomene die Meldungen beschreiben, welche Täter- und Opferbilder skizziert werden und wie die Bedrohung insbesondere durch Zuwanderer dargestellt wird.

Faktencheck: ARD-Team begleitet Forschungsprojekt

Tagesschau-Redakteure begleiten für den ARD-Faktenfinder das Forschungsprojekt mit Faktenchecks. Damit werden zentrale Narrative aus den AfD-Pressemitteilungen überprüft. Bloße Gerüchte oder Spekulationen sind darin die Ausnahme. „Vor allem werden spektakuläre Einzelfälle sehr selektiv durch Auszüge aus offiziellen Statistiken gestützt“, so Hestermann, der darin eine Professionalisierung der AfD sieht.

Kommunikationserfolge: AfD kann Themen setzen

Offenkundig konnte die AfD Themen setzen. So hieß es in einem AfD-Tweet: „Messerepidemie grassiert!“ Sechs Tage später fragte die Bild-Zeitung: „Was tun gegen die grassierende Messer-Epidemie?“ Soweit in den untersuchten Meldungen der AfD Waffen konkret bezeichnet werden, sind dies in 66,7 Prozent Messer. Nach Zahlen des Landeskriminalamts Niedersachsen dagegen wurden lediglich 2,8 Prozent der 2017 erfassten Gewalttaten mit Messern verübt.

Den gesamten Beitrag mit Informationen zur wissenschaftlichen Fragestellung und der angewandten Methodik gibt es hier: „Kriminalität in Deutschland im Spiegel von Pressemitteilungen der Alternative für Deutschland“, erschienen im Fachjournal Kriminalpolitische Zeitschrift, Heft 3 / 2019.