14.06.2022

Zwischen Technologie und Regulierung: Medienwissenschaftler beschreiben neue Parameter der weltweiten Medienindustrie

Drei Tage lang ist die europäische Elite der Medienmanagement-Forschung zu Gast an der privaten Hochschule Macromedia in München. Anlass ist die Jahrestagung der emma (European Media Management Association). In verschiedenen Diskursformaten und unter Einbeziehung leitender Repräsentant:innen aus Medien- und Verlagshäusern werden aktuelle Forschungsergebnisse diskutiert. Was sich als Tendenz deutlich abzeichnet: Die Parameter der weltweiten Medienindustrie ändern sich. Die Entwicklung erfolgt im Spannungsfeld zwischen dem hohen Innovationsdruck der digitalen Technologien einerseits und starken Regulierungstendenzen andererseits.

Für Prof. Dr. John Oliver, den Präsidenten der emma. European Media Management Association, bietet München ein besonders spannendes Umfeld für die Tagung der internationalen Medienmanager:innen:

„Nicht zuletzt durch die Standortentscheidungen von Microsoft, Alphabet, Amazon und Apple etabliert sich München immer mehr als europäischer Hub der Medien- und Digitalindustrie. Dazu tragen verschiedene Faktoren wie die ausgeprägte Gründerfreundlichkeit der Region, die starke Digitalwirtschaft und die insgesamt hohe Lebensqualität bei. Durch die speziellen Konferenz-Locations wie das Werk1 oder die Unternehmenszentrale von Microsoft macht die Hochschule Macromedia einige dieser Dimensionen für die Teilnehmer:innen der emma-Konferenz erlebbar – das ist eine schöne Verlängerung unserer fachlichen Themen.“

Aktuelle Forschungsstände zu Trends der Medien- und Digitalindustrie

Mit Blick auf die aktuellen Forschungsstände der internationalen Medienmanagement-Forschung formulieren Prof. Dr. Dr. Castulus Kolo (Macromedia-Präsident), Prof. Dr. Florian Haumer (Dekan Kultur, Medien, Psychologie) und Prof. Dr. Joschka Mütterlein (Dekan Business, Design, Technologie) übergeordnete Thesen der diesjährigen emma-Konferenz. Sie sind Vertreter der Gastgeber-Hochschule Macromedia und haben die emma-Konferenz inhaltlich vorbereitet:

Prof. Dr. Dr. Castulus Kolo (Hochschulpräsident):

  • „Die digitale Transformation sorgt für einen massiven Umbau der Medienindustrie. Um weiter erfolgreich zu agieren, müssen traditionelle Medienunternehmen neue Wege hinsichtlich ihrer Führungsmodelle, Organisationsstrukturen und Strategien einschlagen.
  • Die Ausdifferenzierung von Media-Entrepreneurship und -intrapreneurship erscheint als zentraler Imperativ In einer zunehmend dynamischen Medienlandschaft.
  • Diverse Medienindustrien konkurrieren bei der Erschließung des Metaverse miteinander – in aktuell sehr verschiedenen Tempi und noch mit vielen Fragezeichen.“

Prof. Dr. Florian Haumer (Dekan Kultur, Medien, Psychologie):

  • „Insbesondere Influencer drängen in den Markt der öffentlichen Kommunikation und werden ernstzunehmende Wettbewerber um Aufmerksamkeit und damit Werbebudgets.“
  • „Podcasting hat sich als erfolgreicher Bereich an der Schnittstelle verschiedener traditioneller Medienindustrien etabliert und zu einer Renaissance der Audio-Angebote geführt.“
  • „Neue Monetarisierungsmodelle haben sich im Journalismus bisher kaum durchgesetzt. Bei den traditionellen Publishern lassen echte Innovationen der Geschäftsmodelle auf sich warten.“

Prof. Dr. Joschka Mütterlein (Dekan Business, Design, Technologie):

  • „Der Blick auf das potentielle Verbot von ‚Cookies‘ zeigt: Im Bereich Datenschutz bzw. Privatsphäre fordern politische Rahmenbedingungen und die Erwartungen der Nutzer die Geschäftsmodelle neuer Online-Services heraus.
  • Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland steht am Scheideweg. Die digitale Transformation und der Umbau der Medienindustrie bringen enorme Herausforderungen, aber auch große Chancen mit sich.
  • In der Organisation von Newsrooms und den damit einhergehenden Rollenbildern der Newsroom-Akteure treiben technologische Entwicklungen und insbesondere Künstliche Intelligenz die Veränderungen voran.“

Austausch mit Topmanager:innen aus Medien und Hightech

Neben den Wissenschaftler:innen nehmen Top-Vertreter:innen der Medien- und Hightechindustrie an der emma-Konferenz teil. Sie beteiligen sich an einer Panel-Diskussion zum Thema „Emerging Technologies as Drivers of Change – Opportunities and Challenges for Incumbent Media Companies“:

Die Konferenz startet am Mittwoch, 15.6.22 mit einer Pre-Conference, und endet nach drei Konferenztagen am Freitag, 17.6.2022.

(IMH)