02.11.2022

„Rampensäue mussten umlernen“: Panel zur Führungskommunikation in Köln

Über 60 Studierende und Professionals verfolgten am Kölner Campus der Hochschule Macromedia die Diskussion eines hochkarätig besetzten Panel über aktuelle Führungskommunikation. Die Veranstaltung bildete zugleich den Schlusspunkt der fünfteiligen Reihe „Kommunikationsmanagement mit und nach Corona“.

Das Event fand diesmal in Kooperation der Hochschule Macromedia mit dem Marketingclub Köln-Bonn (MCKB), dem Deutschen Institut für Kommunikations- und Medientraining (DIK), der 1st Global Leadership Communications (GLCA) und erneut dem PR-Magazin statt.

Für die Hochschule hieß Campus-Direktor Raimund Bellinghausen die zahlreichen Gäste willkommen und informierte kurz über deren Bildungsangebote. Mit dem Stromberg-Zitat „Ich bin ja ein sehr geselliger Typ, aber eben nicht zwingend immer mit anderen Leuten“ brachte MCKB-Programmvorstand Oliver Grüttemeier bereits zu Beginn das kommunikative Dilemma vieler CEO auf den Punkt. DIKT-Managing Director Nikolai Behr erwähnte ebenso wie GLCA-Präsident Matteo Scaravelli bei der Begrüßung eine gemeinsame Studie zur veränderten Führungskommunikation, die beide Einrichtungen mit der Hochschule Macromedia dies Semester durchführen.

Unternehmens- und Agenturseite gleichermaßen auf dem Podium

Behr und Scaravelli waren zugleich auch Panelisten der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Macromedia-Professor Holger Sievert moderiert wurde. Scaravelli sprach dabei vor allem aus seiner Perspektive als Vice President „CEO und Executive Communication“ bei der Schaeffler-Gruppe.

Ergänzt wurde dieseUnternehmensperspektive durch Joachim Schranzhofer, Kommunikations- und Marketingleiter bei der Hensoldt AG. Scaravelli wie Schranzhofer waren für zwei leider kurzfristig ausgefallene Panelist:innen befreundeter bzw. des eigenen Unternehmens eingesprungen. Das Panel vervollständigt wurde durch doppelte Agenturkompetenz seitens Saarchi & Saatchi Deutschland-COO Lisa Charlotte Robben sowie Daniel Jungblut, Director Executive Communication bei Palmer Hargreaves.

Empathie wird immer wichtiger

Inhaltlich wurde in der Diskussion besonders deutlich, wie sich die Anforderungen an Führungskräfte-Kommunikation seit 2020 grundlegend verändert haben: „Ging es bereits früher gerade in globalen Konzernen um das Führen virtueller Teams, so konnte dies vor Corona immer noch durch von allen Panelist:innen als wichtig empfundene gelegentliche persönliche Meeting ergänzt werden“, machte Scaravelli anschaulich.

Aktuell bleibt dies beispielsweise mit China weiterhin schwierig. Dazu Robben: „Diese neue Art rein virtueller oder zumindest hybrider Kommunikation verlangt noch mehr als vorher die ein hohes Maß an Empathie und auch ein psychologisches Grundwissen bei Führungskräften“. Insgesamt werden dabei Coaching-Qualifikationen oder zumindest -Grundwissen immer wichtiger.

„Hinzukommt eine passende Medienschulung, da nicht alle Kommunikationsstile aus der Präsenz sich automatisch auf für Online-Formate eignen“, erläuterte Schranzhofer. Gerade „Rampensäue“, die es gewohnt waren, von Bierzelt-Betriebsversammlung zu Bierzelt-Betriebsversammlung zu ziehen, mussten hier zu Beginn der Pandemie deutlich umlernen.

Purpose, Empathie und Tech-Affinität

Was das konkret bedeutete, unterschied sich vor allem auf der obersten Ebene beträchtlich. Ist Social Media das Medium der Wahl für die einen, bevorzugen andere hingegen weiterhin so oft wie möglich einen Platz hinter der Kamera. „Beides kann angemessen sein, denn insgesamt geht es gerade virtuell vor allem um Authentizität und eben nicht um unangemessene Inszenierung“, meinte Jungblut. Die Zeiten von Vorstandsvorsitzenden als „Sonnenkönige“ oder „Galionsfiguren“ wie noch in den 1990er und 2000er Jahren gehörten endgültig der Vergangenheit an. Behr fasste zusammen: „Die Führungskraft der Zukunft steht für mehr Purpose (ohne das zu betonen), mehr Empathie und mehr Tech-Affinität.“

Abschluss einer einjährigen Veranstaltungsreihe

Die Veranstaltung war die fünfte und letzte im Rahmen der Reihe „Kommunikationsmanagement mit und nach Corona“, die von der Hochschule Macromedia und dem PR-Magazin mit wechselnden Partnern durchgeführt wurde. Den Auftakt machte im November vergangenen Jahres ein Marketing-Panel, gefolgt von einem europaweiten Event mit Ausbildungsfokus im Februar und schließlich im Juni einer Diskussion über Unternehmensverantwortung und CSR/ESG-Kommunikation. Einen Tag vor der hier berichteten Veranstaltung diskutierten Experten schließlich über die aktuelle Situation der Internen Kommunikation. Insgesamt hat die Veranstaltungsreihe rund 200 Professional, knapp 100 Studierende und 50 Mitarbeitende nationaler und internationaler Hochschulen direkt erreicht. Hinzukamen  mehrere tausend Medienkontakte durch Ankündigungen und Nachberichte. Außerdem flossen viele Ergebnissen der Diskussionsrunden direkt in die aktuelle Lehre an der Hochschule Macromedia ein.

(Holger Sievert)